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  • 26.05.2017 18:19

  • von Roman Wittemeier

BMW-Crash am Morgen: Menzels Familienduell fällt aus!

Interview mit Christian und Nico Menzel nach dem Crash des Nachwuchsmannes vor dem 24-Stunden-Rennen 2017 auf dem Nürburgring: Bittere Erfahrung

(Motorsport-Total.com) - Das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2017 muss mit einem schnellen GT3-Fahrzeug weniger auskommen. Im zweiten Qualifying am Freitagvormittag flog Nico Menzel mit seinem Walkenhorst-BMW M6 GT3 bei hohem Tempo in die Leitplanken, das Fahrzeug war anschließend nicht mehr zu reparieren. Besonders bitter für den 19-Jährigen: Das ersehnte Duell gegen seinen Vater Christian Menzel (Abt-Bentley) kann somit am Samstag und Sonntag nicht stattfinden. Im Interview mit 'Motorsport-Total.com' schildert das Vater-Sohn-Gespann den Vorfall.

Titel-Bild zur News: Nico Menzel

BMW-Youngster Nico Menzel machte am Freitag eine bittere Erfahrung Zoom

Frage: "Nico, was ist dir im zweiten Qualifying am Freitagmorgen passiert?"
Nico Menzel: "Ich habe große Scheiße gemacht. Das muss ich ganz klar so sagen. Ich denke, ich habe ein bisschen zu viel Vertrauen gehabt. Es hätte eigentlich alles in Ordnung sein sollen, wir müssen das noch analysieren."

"In Metzgesfeld habe ich das Auto verloren, also an einer sehr bescheidenen Stelle zum Abfliegen. Wir sind da ziemlich schnell, also war schon klar, dass das Auto kaputt sein würde. Ich bin im unglücklichen Winkel eingeschlagen. Das Heck war schon ganz schön zerrupft. Dass wir es jetzt gar nicht mehr für das Rennen richten können, ist natürlich sehr bitter."

"Ich kann mich nur tausend mal entschuldigen. So etwas macht keiner extra. Einen Anpfiff brauche ich nicht, weil ich selbst genau weiß, was ich da angestellt habe. Man muss da nicht viel sagen."

Vater-Sohn-Duell auf 2018 verschoben

Frage: "Jetzt fällt euer Vater-Sohn-Duell aus. Wie empfindest du das?"
Nico Menzel: "Lieber allein abfliegen als mit ihm zusammen. Ernsthaft: Es ist extrem schade, weil wir uns darauf gefreut hatten. Vielleicht bekommen wir im kommenden Jahr nochmal die Chance."

Christian Menzel: "Schon nach zwei Tagen ist die Nummer durch, wirklich sehr schade."

Frage: "Christian, wie hast du das mitbekommen?"
Christian Menzel: "Ich war gerade in der Sprecherkabine. Man sah den Abflug und hörte, dass Nico im Auto sitzt. Er ist aber selbstständig zurückgefahren, sodass ich dachte, dass es vielleicht doch nicht so schlimm sein würde. Aber das Auto ist verbogen, es gibt einen Chassisschaden."

"Das ist für Nico gerade die absolute Hölle, wer er genau wusste, dass er gar nicht schnell hätte fahren müssen. Vielleicht war er auch gar nicht so schnell. Trotzdem: Heck verloren, Lenkkorrektur gemacht, Auto abgeflogen. Das ist das Schlimmste, was einem passieren kann."

Nico Menzel

Der BMW M6 GT3 von Walkenhorst war am Heck erheblich beschädtigt Zoom

"Ich predige immer wieder: Hier auf der Nordschleife haben wir viele schnelle Fahrer, aber nur wenige, die auch Köpfchen haben. Wir werden es im Rennen sehen, wie sich diese Spezialisten wieder selbst eliminieren."

"Das hat Nico bisher eineinhalb Jahre perfekt auf der Nordschleife gemacht. Er hat nie einen Fehler gemacht, sodass man sagen muss, dass es überhaupt keinen Schrott gab. Ausgerechnet jetzt passiert es, wo alles so im Fokus steht. Das ist für ihn eine ganz, ganz schlimme Nummer. Das tut mir so leid für alle. Für das Team und für Henry Walkenhorst, der mit solch großer Leidenschaft dabei ist. Es stecken so viele Menschen dahinter, die mit Passion den Motorsport leben - absolut Katastrophe."

Treffen im Fahrerlager: Minutenlange Stille

Frage: "Wie war es, also du deinem Sohn nach dem Crash begegnet bist?"
Christian Menzel: "Als wir uns im Fahrerlager getroffen haben, da haben wir uns minutenlang nur angeschaut. Da gab es nichts zu sagen. Es weiß doch jeder bescheid. Er weiß genau, dass es nichts zu diskutieren gibt. Es ist von vorne bis hinten scheiße. Ende."

Christian Menzel

Christian Menzel kann seinem Sohn nur bedingt helfen Zoom

Frage: "Eine solche Erfahrung macht im Verlauf der Karriere absolut jeder Rennfahrer mal. Hilfst du ihm, nun damit umzugehen?"
Christian Menzel: "Nee, das muss er schon selbst machen. Was sehr gut ist: Ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er genau weiß, was passiert ist. Wenn er jetzt herumlaufen würde und den lustigen Max macht, dann würde ich ausflippen. Dann hätte er nicht verstanden, worum es hier geht. Aber das weiß Nico ganz genau. Diese Demut gehört einfach dazu. Das hat er intus."

"Jetzt lernt er auch seine Freunde kennen. Das sind genau diese Momente. Ich habe das auch schon erlebt in meinem Leben. Dann kann man sehr schön selektieren. Das ist eigentlich ganz gut in einer Situation, die natürlich grundsätzlich nicht gut ist."