• 06.09.2016 12:30

  • von Roman Wittemeier

Button, Massa und Co.: Wie stehen die LMP1-Chancen?

Nach ihrem Abschied aus der Formel 1 wollen Jenson Button, Felipe Massa und weitere Piloten in Le Mans fahren: Welche LMP1-Teams können die Chance bieten?

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 findet aktuell ein Generationswechsel statt. Am vergangenen Wochenende in Monza haben die Haudegen Jenson Button und Felipe Massa bekanntgegeben, dass sie sich zum Saisonende aus der Königsklasse verabschieden werden. Beide wollen allerdings weiterhin Motorsport auf möglichst hohem Niveau machen. Das Wunschziel lautet: Le Mans. Um dort siegfähig zu sein, braucht es jedoch einen Platz in einem der aktuell drei LMP1-Werksteams.

Titel-Bild zur News: Porsche Audi Toyota

Ziel vieler Ex-Formel-1-Piloten: Einen Platz in einem LMP1-Auto ergattern Zoom

Wer könnte Button, Massa und Co. überhaupt eine solche Chance bieten? Unter den aktuellen Voraussetzungen niemand. Bei Porsche haben viele Teammitglieder aus ehemaligen Formel-1-Zeiten einen guten Draht zu Jenson Button. Der britische Ex-Formel-1-Weltmeister würde perfekt in die WEC passen, die Serie noch weiter aufwerten - dessen ist man sich bei Porsche sicher. Doch ein konkretes Angebot kann man dem Champion von 2009 nicht unterbreiten.

Bei den amtierenden Weltmeistern und Le-Mans-Siegern sitzen derzeit alle sechs LMP1-Piloten fest im Sattel, wenngleich noch nicht alle Verträge für das kommende Jahr unterzeichnet haben. Timo Bernhard, Brendon Hartley und Mark Webber werden auch 2017 gemeinsam angreifen. Es erscheint kaum vorstellbar, dass Webber die Szene verlässt, ohne mit dem Rennen in Le Mans seinen Frieden geschlossen zu haben - und das geht nur über einen Sieg an der Sarthe.

Porsche und Audi: Kein drittes Auto, kein Bedarf an Fahrern

Neel Jani, Romain Dumas und Marc Lieb sind die amtierenden Le-Mans-Champions, die auf dem besten Weg zum Gewinn des WM-Titels sind. Auch dieses Trio wird man kaum trennen. Zudem hat Porsche in Nick Tandy und Earl Bamber zwei Le-Mans-Sieger in der Hinterhand. Auf die Frage nach der möglichen Personalie Button stellt ein hochrangiger Porsche-Vertreter jedoch klar: "Tandy und Bamber sind schnell und hätten es verdient. Aber bei der Frage ob Tandy oder Button könnte man schon ins Grübeln kommen..."

Da Porsche kein drittes Auto einsetzen wird, ist dort also kein Platz für weitere Ex-Formel-1-Piloten. Die Situation bei der Konzernschwester Audi ist die gleiche. Alle Positionen im Fahrerkader sind fest bezogen. Viele der LMP1-Piloten haben längerfristige Verträge. Marcel Fässler hat beispielsweise im vergangenen Jahr einen neuen Kontrakt über drei Jahre unterzeichnet. Zudem war man bei Audi selten von Ex-Formel-1-Stars angetan. In der Hinterhand hätte man außerdem Piloten vom Schlage eines Mike Rockenfeller.

Jenson Button

Hört am Saisonende in der Formel 1 auf: Ex-Weltmeister Jenson Button Zoom

Bliebe also nur noch Toyota. "Es ist zu früh, um über unseren Fahrerkader 2017 zu sprechen, denn wir haben mal gerade die Hälfte der Saison hinter uns. Wenn ich jetzt damit anfangen würde, hätte das womöglich Auswirkungen auf unsere Piloten", mag Technikchef Pascal Vasselon derzeit keine Diskussion um die mögliche Cockpitvergabe beginnen. "Für ein mögliches drittes Auto gute Fahrer zu bekommen, ist überhaupt kein Problem. Es ist ein Leichtes, mal schnell drei richtig gute Piloten zu verpflichten."

Toyota: Drittes Auto 2017 könnte Türen öffnen

Auf die Frage, ob die Herren Button und Massa schon angefragt haben, sagt Vasselon grinsend: "Kein Kommentar." TMG-Boss Rob Leupen sagt zum Formel-1-Rücktritt der beiden Piloten nur: "Schön." Der Niederländer ergänzt: "Dann sollen sie es machen, wenn sie es tun wollen. Mit uns hat aber keiner gesprochen. Ich bin da relaxt. Wenn einer kommen will, dann muss er halt mit uns reden. Alles andere sehen wir am Anfang des kommenden Jahres."

"Der Bedarf liegt bei uns erst einmal woanders. Wir hätten gern das Budget, um überhaupt erst einmal ein drittes Auto realisieren zu können. Die Fahrerfrage kann man erst anschließend beantworten", meint Leupen. Die Entscheidung über zusätzliches Budget wird in Japan getroffen. Nicht jetzt, sondern erst im Herbst. "Wenn wir endlich ein drittes Auto einsetzen sollten, dann wären wir froh, wenn dieses Auto auch stark besetzt wäre", so der TMG-Geschäftsführer. "Jenson Button und Felipe Massa sind sicherlich gute Fahrer. Aber so auf Anhieb in Le Mans? Ich weiß nicht..."

"Es gibt gute Leute, die man aus der Formel 1 holen könnte", erklärt Vasselon, der die Szene und die dort aktiven Rennfahrer - wie viele andere - aus seinen Zeiten in der Königsklasse bestens kennt. "Es sind außerdem schon sehr gute Jungs in der LMP2-Klasse aktiv. Außerdem hat man jederzeit Zugriff auf schnelle Nachwuchsleute beispielsweise aus der GP2. Der Markt ist so aufgestellt, dass wir jederzeit ein Auto mit Topleuten besetzen könnten."


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Aus der LMP2-Klasse drücken aktuell die Nachwuchsleute wie Pipo Derani (ESM) oder Gustavo Menezes (Alpine) in Richtung LMP1. Deren Prototypen- und Le-Mans-Erfahrung ist einiges wert. Felipe Massa und Jenson Button wären absolute Neulinge. "Wir haben außerdem noch nie einen Fahrer aus PR-Gründen engagiert. Wir bräuchten so etwas wie ein Marketing-Budget. Das haben wir nicht", sagt Vasselon. "Unser Ansatz ist anders. Wenn wir jemanden suchen, dann veranstalten wir eine Sichtung. Dann zählt nur die Performance - und wirklich gar nichts anderes."