• 03.12.2013 13:25

  • von Roman Wittemeier

McNish: Fahrer und Auto im Glück vereint

Langstrecken-Weltmeister Allan McNish über die emotionalsten Momente der erfolgreichen Saison: Die Stille im Cockpit und der Empfang durch die Familie

(Motorsport-Total.com) - Für Allan McNish hat sich in der WEC-Saison 2013 ein großer Traum erfüllt. Der 43-jährige Schotte fuhr gemeinsam mit seinen Audi-Kollegen Tom Kristensen und Loic Duval zum WM-Titel. Nach unzähligen Rennen in Karts, Nachwuchs-Formelserien, Formel 1, DTM und Le-Mans-Prototypen steht unter dem Strich: Allan McNish - Weltmeister 2013. "In der Weihnachtszeit werde ich wohl die Zeit haben, das alles richtig zu realisieren. Bis jetzt ging es um die laufende Saison 2013", so der erfahrene Pilot aus Dumfries.

Titel-Bild zur News: Allan McNish

Immer gestenreich und äußerst unterhaltsam: Allan McNish Zoom

"Es war schlichtweg keine Zeit, sich zurückzulehnen und auf all die Ereignisse und Erfolge zu blicken", erklärt McNish im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Für große Feierlichkeiten war bisher kein Raum, einzig für harmonische und fröhliche Momente im Kreis der Familie. Der 43-Jährige, der sich beim WEC-Rennen in Schanghai vorzeitig krönen konnte, hat versucht, seinen bislang größten Erfolg in der langen Karriere mit Ehefrau Kelly und den beiden Kindern Finlay und Charlotte zu teilen.

"Meine Kinder haben nach dem China-Rennen gejubelt: 'Hurra, Papa ist Weltmeister!' Sie haben mich gemeinsam mit meiner Frau nachts vom Flughafen abgeholt. Fand ich gut, aber ich dachte auch sofort, dass die Kinder doch am nächsten Tag früh zur Schule müssen. Es war aber absolut niedlich und schön", sagt McNish. "Sie waren aufgeregt, aber ich bin sicher, dass sie gar nicht begreifen, was mir das alles bedeutet. Das kann man auch kaum in Worte fassen, zumal ich das selbst alles noch gar nicht richtig erfasst habe."

Das nette Fräulein mit vier Rädern

"Im vergangenen Jahr war zu viel Unruhe bei uns drin. Wir haben immer wieder zwischen Hybrid-Auto und dem R18-ultra hin- und hergewechselt. Wir hatten im Verlauf des Jahres vier Ingenieure an unserem Auto. Das war eindeutig zu viel", erklärt der Audi-Werkspilot den guten Lauf in der Saison 2013. "Mitte des Jahres hat Dindo dann aufgehört. Es war absolute Inkonstanz bei uns drin. In diesem Jahr war alles konstant. Den Vorteil dessen konnte man nun sehen."

"Ich werde unseren R18 e-tron quattro als richtig schnelles und zuverlässiges Arbeitstier in Erinnerung behalten. Der Ausfall in Bahrain kann diesen Eindruck nicht einen Hauch schmälern, denn immerhin hat uns dieses Fahrzeug zum Le-Mans-Sieg und zum Titel gebracht", meint McNish. "Den intensivsten Moment habe ich in der Auslaufrunde in Schanghai erlebt. Das wird für immer haften bleiben. Es war plötzlich alles so friedlich im Auto, als der Titel endlich sicher war. Ich bin dort diese eine Runde zurück zur Box gefahren. In diesem Augenblick gab es nur das Auto und mich - wir waren quasi in diesem Glücksmoment vereint."


Fotostrecke: Der Weg der WEC-Champions

"Ich weiß noch, wie ich in dieser Auslaufrunde nach oben geschaut habe. Oben im Cockpit können wir viele relevante Daten des Fahrzeuges ablesen. Die Werte waren mir völlig egal, es war nur noch Emotion - bei mir und bei ihr, denn unser Auto ist immer ein Weibchen", schmunzelt der Schotte. "Wir hatten in diesem Jahr mehrere Chassis in Gebrauch. Jedes dieser Chassis hat von den Mechanikern einen weiblichen Namen bekommen. Wir hatten sozusagen einige Affären in diesem Jahr."

"Die Mechaniker geben dem Auto einen Namen, weil sie alles zusammenbauen, also quasi an der Entstehung stets teilhaben. Einem solchen Kind, das bis zum fertigen Rennwagen wächst, gibt man eben einen Namen. Die Jungs haben eine echt intime Beziehung zu dem Gefährt", meint McNish, der sich schon jetzt auf die WEC 2014 mit ihren neuen LMP1-Regularien freut. "Abseits der Langstrecke könnte ich mir eine Teilnahme an der Dakar sehr spaßig vorstellen."