• 02.03.2017 15:07

  • von Roman Wittemeier

Weltmeister Porsche: Neue Ideen durch Lotterer und Tandy

Weltmeister Neel Jani über die intensive Zusammenarbeit mit seinen neuen WEC-Teamkollegen Nick Tandy und Andre Lotterer: Frische Ideen für neue Erfolge 2017

(Motorsport-Total.com) - In der LMP1-Klasse der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) sind die Karten in der Saison 2017 wieder neu gemischt. Porsche geht nach den Le-Mans-Triumphen und Titelgewinnen der vergangenen beiden Jahre zwar als Favorit in das neue Jahr, aber Toyota sollte aufgrund des großen Potenzials im neuen TS050 eine harte Nuss werden. Beide Hersteller haben zudem ihre Fahrerkader etwas umgebaut. Dies bringt neue Impulse in den intensiven Wettbewerb.

Titel-Bild zur News: Andre Lotterer

Andre Lotterer stellte beim Porsche im Vergleich zum Audi viel Untersteuern fest Zoom

Bei Toyota wechselt Stephane Sarrazin in das dritte Auto, das die Japaner in Spa-Francorchamps und Le Mans einsetzen werden. Seinen Platz übernimmt der bisherige WTCC-Superstar Jose-Maria Lopez. Im Lager von Porsche gab es gleich drei Veränderungen. Nach dem Karriereende von Mark Webber fährt nun Earl Bamber an der Seite von Timo Bernhard und Brendon Hartley. Den 919 mit der Startnummer 1 teilt sich Neel Jani nun mit Andre Lotterer und Nick Tandy.

"Es passt sehr gut, weil wir drei den gleichen Humor haben. Das macht es extrem einfach, sich als Trio zu finden. Wir hatten viel Spaß beim Test zuletzt in Aragon, weil wir dort etwas Zeit hatten, um mal zusammenzusitzen", hat Jani viel Freude an der neuen Konstellation. Der Schweizer, der Deutsche und der Brite fanden bei den Probefahrten in Spanien noch weiter zusammen, weil dort die Fahrzeit aufgrund dichten Nebels erheblich begrenzt war.

Der Porsche mit der Startnummer 1: Neue Ideen von außen

"Andre bringt einige Ideen und Ansätze von Audi mit, die sehr interessant sind. Er weiß ja, was die dort schon einmal probiert haben. Da sind Sachen dabei, auf die wäre ich als Fahrer nicht unbedingt gekommen", erklärt der amtierende Le-Mans-Sieger, der 2016 gemeinsam mit Marc Lieb und Romain Dumas zu großen Erfolgen gefahren war. "Nick kommt sozusagen unbeleckt hinzu. Und genau das kann sehr interessanten Input bringen."

Tandy hatte das Auto nach seinem Le-Mans-Sieg 2015 gemeinsam mit Bamber und Nico Hülkenberg mehrfach getestet, war aber im Wettbewerb stets im 911 RSR im GT-Bereich unterwegs gewesen. Der Brite, der sich nach eigener Aussage "sehr schnell" wieder an die Besonderheiten der LMP1-Fahrzeuge gewöhnt hat, gilt als feinfühliger Fahrer, der sehr konkrete Aussagen über das Verhalten des 919 Hybrid machen kann. Lotterer hat bei all seinen Fahrten den Vergleich zum Audi R18 im Kopf.

"Wir haben den Andre geholt aufgrund seiner fahrerischen Leistungen", stellt Porsche-Teamchef Andreas Seidl klar. "Abseits davon ist es aber enorm viel wert, wenn man von einem Piloten neuen Input bekommt, der zuvor bei einem starken LMP1-Konkurrenten unter Vertrag war. Wir wussten auch vorher, dass unser Auto hier und dort einige Schwächen hat. Aber Andre weist auf diese Dinge noch einmal aus einer anderen Perspektive hin."

Müssen sich Jani, Lotterer und Tandy etwas zurücknehmen?

Der gebürtige Duisburger, der bereits drei Siege bei den 24 Stunden von Le Mans auf dem Konto hat, stellte bei seinen ersten Einsätzen im Porsche fest, dass der 919 zum Untersteuern neigt. Auch bezüglich der Abläufe im Team konnte Lotterer mehrere wertvolle Hinweise liefern. "Weil ich schon lange im Team bin, kann ich für diese neuen Ideen quasi der Filter sein. Da ergänzen wir uns bestens", meint Neel Jani. "Andre und ich haben exakt den gleichen Fahrstil. Wir gehen sehr aggressiv auf der Bremse in die Kurve hinein."


Le-Mans-Starterfeld 2017: Die LMP1-Klasse

Mit diesen LMP1-Fahrzeugen starten im Juni die 24 Stunden von Le Mans 2017 Weitere Langstrecke-Videos

"Kürzester Weg. So sieht das bei uns aus", schmunzelt Lotterer. "Wir fahren halt etwas spitzer in die Ecken." Diese aggressive Herangehensweise bringt schnelle Rundenzeiten, belastet aber die Reifen erheblich. Ein Faktor, der 2017 eine wichtige Rolle spielen kann. "In den Jahren 2014 und 2015 war der Peak. Damals konnte man in diesem Stil richtig hart fahren. Wir müssen schauen, inwieweit wir das jetzt noch durchziehen können. 2016 hat das schon abgenommen. Vielleicht müssen wir etwas konservativer werden", so Jani.

"Wir wollen das gleiche erreichen wie im Vorjahr. Wir wollen uns das verdienen, wollen nichts geschenkt haben", ergänzt der Schweizer, der in Le Mans 2016 vom Pech des Toyotas profitierte. "Einige Leute behaupten, wir hätten 2016 etwas geschenkt bekommen. Aber: Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein! Wir haben den Titelgewinn ohne Teamorder geholt. Das war in den Vorjahren nicht immer bei allen der Fall, wenn man es genau nimmt."