Damon Hill: Gegen Senna hätte ich keine Chance gehabt

Wie Damon Hill als früherer Williams-Teamkollege von Ayrton Senna dessen Fähigkeiten beschreibt und warum er glaubt, Senna wäre überlegen gewesen

(Motorsport-Total.com) - Was, wenn Ayrton Senna in der Formel-1-Saison 1994 nicht tödlich verunglückt wäre? Diese Frage wird Ex-Weltmeister Damon Hill in einem Podcast von 'Sky Sports F1' gestellt. Konkret: Wie wäre wohl das Teamduell bei Williams ausgegangen?

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna, Damon Hill

Ayrton Senna und Damon Hill, 1994 Teamkollegen bei Williams in der Formel 1 Zoom

Hill antwortet frei heraus: "Ich glaube, ich hätte vielleicht so abschneiden können wie Gerhard Berger, als er Ayrtons Teamkollege bei McLaren war. Sprich: eine gute Nummer zwei."

Gegen einen Fahrer wie Senna kriege man als Teamkollege "ein, zwei Chancen" pro Saison, mehr aber auch nicht. "Er war einfach so schnell", meint Hill. "Ich glaube wirklich, er hätte mich ziemlich locker in Schach gehalten."

Im Qualifying sieht Hill kein Land gegen Senna

Tatsächlich haben Senna und Hill nur drei Rennwochenenden zusammen bestritten, und zumindest im Qualifying war Senna seinem Williams-Teamkollegen weit voraus: beim Auftakt in Brasilien um 1,592 Sekunden, in Japan um 0,553 Sekunden und in San Marino um 0,620 Sekunden, wobei Senna jeweils die Poleposition erreichte. (Mehr dazu in der Formel-1-Datenbank!)

Es war dieser schiere Speed, der Senna in der Saison 1994 zum Favoriten auf den WM-Titel machte, sagt dessen einstiger Formel-3-Rivale Martin Brundle im gleichen Podcast: "Jeder glaubte, er würde das Rennen und den Titel gewinnen. Er hatte so eine Aura um sich herum."

"Senna war unheimlich talentiert, er besaß einen sechsten Sinn für den Grip auf der Rennstrecke. Er war ein außerordentlicher Mann, fuhr mehr mit dem Herzen als mit dem Hirn."

Senna-Unfalltod ein "Wendepunkt" für die Formel 1

Doch nach dem schweren Unfall in der Tamburello-Kurve von Imola hörte Sennas Herz auf zu schlagen. Hill spricht von einem "absoluten Wendepunkt für die Formel 1 und für viele von uns", als klar war, dass Senna den Unfall nicht überlebt hatte.

Brundle: "Es war wie damals beim Tod von Jim Clark. Als Fahrer denkst du: Wenn es Ayrton Senna passieren kann, dann kann es jedem von uns passieren. Denn Senna war so unfassbar talentiert im Rennauto und hatte unheimlich viel Pech bei diesem Unfall."

Hill: Weitermachen war "akzeptiertes Risiko"

Für Hill ist nach all den Jahren immer noch "erschreckend", wie gering das Sicherheitsbewusstsein in der Formel 1 zu dieser Zeit war: "Ich fuhr im gleichen Auto wie Senna, und das Team wusste [nach Sennas Unfall] nicht, ob ein Fehler am Auto vorlag oder nicht. Es war also ein gewisses Risiko, mich wieder auf die Strecke zu schicken."


Fotostrecke: Wie Imola 1994 die Sicherheit der Formel 1 für immer verändert hat

Er selbst habe damals dieses Risiko "akzeptiert", so Hill. "Ich hätte aussteigen können, bin aber sitzengeblieben."

Und das Rennen wurde fortgesetzt und schließlich von Michael Schumacher im Benetton gewonnen. Schumacher und Hill kämpften im weiteren Saisonverlauf um den WM-Titel, die Entscheidung fiel bei der berühmten Kollision im Finalrennen in Adelaide in Australien - zugunsten von Schumacher.

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