Ferrari-Performance analysiert: So viel besser ist der SF-24 als sein Vorgänger

Das Ferrari-Formel-1-Team hat sich als klare zweite Kraft in der Saison 2024 etabliert - Wird der SF-24 mit einem Upgradepush Red Bull noch gefährlich?

(Motorsport-Total.com) - Mit 120 Punkten aus den ersten vier Rennen der Formel-1-Saison 2024 hat Ferrari faktisch den besten Saisonstart seit 2017 hingelegt, wenn man die Zähler aus dem Sprintrennen beim Großen Preis der Emilia-Romagna 2022 vernachlässigt, um einen fairen Vergleich der beiden Jahre zu ermöglichen.

Titel-Bild zur News: Charles Leclerc

Charles Leclerc beim Großen Preis von Japan in Suzuka Zoom

Der SF-24 hat anders als seine Vorgängermodelle seine Stärken im Renntrimm, was sich in der Punktetabelle sichtbar macht. Die Reifenverschleißprobleme der Vorjahre scheinen vergessen und die Piloten fühlen sich mit dem Fahrverhalten des neuen Boliden wohler und können mehr pushen.

"Wir sind jetzt viel konstanter", weiß auch Charles Leclerc. "Letztes Jahr war es für uns sehr einfach, einen kleinen Fehler bei der Abstimmung zu machen und im Rennen komplett daneben zu liegen. Jetzt ist das Auto im Rennen viel stabiler, und das ist gut so."

So viel schneller ist der SF-24 gegenüber dem SF-23

Vergleicht man die Rennpace bei den bisher vier absolvierten Grands Prix im Vergleich zum Vorjahr, so ist der Ferrari SF-24 um durchschnittlich 0,46 Sekunden pro Runde schneller als sein Vorgänger, und das, obwohl die Bedingungen in den Rennen 2024 etwas schlechter waren.

Im Vorjahresvergleich ist der neue Red Bull RB20 nämlich rund zwei Zehntel im Schnitt langsamer als der RB19, was aber vor allem auf eine weichere Reifenauswahl in Australien zurückzuführen ist, die den Grand Prix zu 2023 aufgrund von Graining um einiges verlangsamt hat. Im Qualifying ist Ferrari ein Schritt von durchschnittlich 0,85 Sekunden gelungen, Red Bull ist in dieser Disziplin nur 0,7 Sekunden schneller geworden.

"Wir haben im Vergleich zum letzten Jahr einen großen Schritt nach vorne gemacht, vor allem was die hohe Geschwindigkeit angeht, und Suzuka ist sicher ein gutes Beispiel dafür", zeigt sich Teamchef Frederic Vasseur zufrieden.

"Insgesamt denke ich, dass wir im Vergleich zu Red Bull bei den letzten vier Rennen im vergangenen Jahr und den ersten vier Rennen in diesem Jahr einen ordentlichen Schritt nach vorne gemacht haben. Sicherlich sind sie immer noch ein wenig voraus, aber das Ziel ist es, sie unter Druck zu setzen, und mit Druck macht man mehr Fehler."

Reifenverschleiß 2024: Kein Team besser als Ferrari

Auch der Blick auf die Reifenverschleißdaten, der absoluten Achillesferse des Ferrari SF-23 im Vorjahr, lohnt sich. In den Rennen Bahrain, Saudi-Arabien, Australien und Japan kam der SF-23 auf einen durchschnittlichen Reifenabbau von 0,071 Sekunden pro Runde.

In dieser Saison sind es lediglich 0,062 Sekunden pro Runde, obwohl wie bereits erwähnt die Bedingungen 2024 etwas schlechter waren. Gerade in Australien und Saudi-Arabien fiel der Reifenverschleiß im Mittel in der aktuellen Saison deutlich höher über das gesamte Feld aus, als es noch im Vorjahr der Fall war. Somit ist man bisher das Team mit dem geringsten Verschleiß.

"Wir haben das Auto genau an den Stellen verbessert, an denen wir es verbessern wollten", freut sich auch Carlos Sainz. "Dennoch sind wir an Orten wie Suzuka nicht so schnell wie der Red Bull, was das Ziel ist. Aber sobald wir ein gutes Upgrade für das Auto haben, das in die richtige Richtung geht, können wir hoffentlich näher herankommen."

"Wir haben uns aber überall verbessert, vor allem bei der Renngeschwindigkeit. Außerdem haben wir jetzt mehr strategische Flexibilität, die wir letztes Jahr nicht hatten. So kann ich in den Rennen nach vorne fahren und muss nicht ständig in den Rückspiegel schauen, um mich mit der Strategie abzusetzen und dann Leute zu überholen, was letztes Jahr zu keinem Zeitpunkt möglich war. Ich bin also glücklich und habe mehr Spaß am Rennsport."

Red Bull nach Ferrari-Upgradepush schon enteilt?

Doch wann ist Red Bull fällig und für Ferrari regelmäßig schlagbar? Einige Experten vermuten, dass der SF-24 möglicherweise schon in China sehr gute Chancen haben könnte, da in den langgezogenen Kurven der Strecke der Grip auf der Vorderachse wichtig sein wird. Ein Bereich, der Ferrari eigentlich liegen sollte, ebenso wie die langen Geraden aufgrund des starken Motors.

Leclerc glaubt jedoch nicht, dass sein Team Red Bull schon in China schlagen kann: "Ich denke, das Bild wird relativ ähnlich sein wie [in Suzuka], wo Red Bull immer noch die Oberhand hatte. Wir sind das zweitbeste Team. Und dann die anderen. Aber McLaren war auch nicht schlecht."

Ferrari scheint mit der Konzeptänderung für dieses Jahr dennoch ein Volltreffer gelandet zu haben, da das Auto zu Saisonbeginn lediglich eine grundlegende Basis darstellt, auf der man noch mit vielen Updates aufbauen kann. Das lässt auch Sainz hoffen, dass die Scuderia im Saisonverlauf immer näher an Red Bull herankommen wird, obwohl es dann für einen Titelkampf schon zu spät sein könnte.


Danner: "Was Toto sehr fehlt, ist Niki Lauda"

Für Christian Danner ist klar, dass Toto Wolff mit Niki Lauda an seiner Seite mehr Durchblick in einer schwierigen Zeit bei Mercedes hätte. Weitere Formel-1-Videos

"Ich denke, dass sie im ersten Drittel der Saison definitiv einen Vorteil haben werden", so der Spanier. "Bis wir ein oder zwei Upgrades bringen, die uns konsequenter gegen sie kämpfen lassen, ist es dann aber vielleicht schon ein bisschen zu spät mit dem Vorteil, den sie in der Meisterschaft haben könnten."

Folgen Sie uns!