• 11.06.2001 21:35

  • von Fabian Hust

Frank Williams spricht ernstes Wort mit Montoya

Nach dem Motorsportweltverband FIA hat auch Teamchef Frank Williams gegenüber Juan-Pablo Montoya ein Machtwort gesprochen

(Motorsport-Total.com) - Am Anfang wollte man die Vorkommnisse gar nicht so recht glauben, aber Stunde für Stunde sickern mehr Details der unverständlichen Auseinandersetzung zwischen Jacques Villeneuve und Juan-Pablo Montoya in Montreal ans Tageslicht. Das Übel begann am Freitag im 1. Freien Training, als Juan-Pablo Montoya - ob bewusst oder unbewusst - Jacques Villeneuve blockierte. Der Kanadier führte daraufhin als Retourkutsche einen "Bremstest" (Zitat Montoya) an dem Kolumbianer aus, der prompt in das Heck des BAR-Honda fuhr. Wenige Runden später krachte Villeneuve auf Grund eines technischen Defektes böse in die Mauer...

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya darf sich so schnell keinen Ausrutscher mehr leisten

Inakzeptable Beschimpfungen
Auf einer Fahrersitzung soll sich Montoya dann bei Villeneuve mit folgenden Worten über dessen Manöver beschwert haben: "Mach das noch einmal und ich werde dich in die verf***** Wand drücken." Darauf hin antwortete Villeneuve nach Angaben der britischen Tageszeitung 'The Mirror': "Ich werde dich auf den verf****** Baum hochjagen." Montoya überschritt dann endgültig die moralische Grenze: "F*** you, du hast in dieser Saison schon jemanden umgebracht" - in Anspielung an das Rennen in Melbourne, als Villeneuve in das Heck von Ralf Schumacher krachte und dabei ein Streckenposten durch einen Reifen Villeneuves getötet wurde.

Jacques Villeneuve ging daraufhin Montoya an den Kragen und die beiden ehemaligen CART-Piloten mussten von Außenstehenden getrennt werden. Der Motorsportweltverband verwarnte die beiden daraufhin und drohte zwei Rennen Sperre an, sollte etwas ähnliches auf oder abseits der Strecke noch einmal vorkommen. Der Streit zwischen den beiden rückt die Formel 1 in so ein schlechtes Licht, dass die FIA wohl darauf verzichtete, die Verwarnung offiziell bekannt zu geben, so dass unklar ist, wie lange diese Bewährung gilt.

"Eine Lektion auf der Strecke erteilen"
Doch selbst am Sonntag war zumindest bei Jacques Villeneuve nichts von dieser Verwarnung durch Rennleiter Charlie Whiting und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone höchstpersönlich zu spüren. Nach seinem "schlimmsten Formel-1-Rennen der Karriere" war Villeneuve nach seinem Ausfall auf Montoya nicht gut zu sprechen: "Ich habe schon versucht, von ihm eine Erklärung zu erhalten, aber er scheint es einfach nicht zu kapieren. Vielleicht ist er nicht intelligent genug um es zu verstehen und wenn er nicht intelligent genug ist, um es zu begreifen, dann müssen wir ihm wohl auf der Strecke eine Lektion erteilen..."

Die Fahrer nutzen teilweise sogar die Medien aus, um sich Schutzschilder aufzubauen, so seltsam wie das auch klingen mag. Probleme werden oftmals als Stimmungsmache der Presse ausgelegt, ob sie nun Fakt sind oder nicht. Dass sich Montoya seit seinem Formel-1-Debüt vor rund drei Monaten in Melbourne kaum Freunde im Fahrerlager gemacht hat, dürfte spätestens nach der pietätlosen Aussage des 25-Jährigen klar geworden sein. Ralf Schumacher ist einer jener Fahrer, mit dem Montoya wohl niemals Freund werden wird - ausgerechnet der eigene Teamkollege. Zu den Kritikern gesellten sich am Kanada-Wochenende mit Michael Schumacher und Eddie Irvine zwei weitere prominente Namen.

Frank Williams droht mit der ärgsten Strafe
Bei BMW-Williams und BAR-Honda ging man nicht ins Detail, gab aber im Laufe des Wochenendes immer direkter zu, dass Villeneuve und Montoya böse aneinandergeraten sind. Teamchef Frank Williams sah sich sogar genötigt, ein ernstes Wort unter vier Augen mit dem Mann zu sprechen, der auf der Strecke und in Sachen Mundwerk keine Grenzen zu kennen scheint.

Ein Insider des Williams-Team wurde von der 'Sun' wie folgt zitiert: "Frank war der Meinung, dass dieser Kommentar inakzeptabel war und führte mit Juan ein ernstes Gespräch. Er machte klar, dass er so etwas nicht noch einmal akzeptieren wird." Nach Angaben des Insiders soll Frank Williams Montoya sogar mit einer Kündigung gedroht haben, wenn sich sein Fahrer noch einmal einen Ausrutscher dieser Art leistet.

Das Fass vor dem Überlaufen wieder leeren
Die Kritik an Montoya verstummte nach dem Rennen nicht, als der Kolumbianer sich in Richtung Mauer verabschiedete, zumal er es als "das Problem von Barrichello" ansah, dass dieser wegen seines Unfalls ebenfalls aus dem Rennen war. "Zuerst ging ihm das Talent und dann die Straße aus" - dieser Spruch von BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen könnte der Spruch des Jahres werden.

Für Montoya und das Team wird es sehr wichtig sein, die Spannungen so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen, auch wenn Montoya ein Typ sein dürfte, der sich von äußerem Druck nicht zu sehr beeinflussen lässt. Patrick Head, Technischer Direktor des Teams, nimmt Ralf Schumachers Teamkollege zumindest ein wenig in Schutz: "Ich denke, dass er irgendetwas ungewöhnliches an seinem Auto gespürt hat. Wenn wir das Auto zurück haben, werden wir alle Komponenten und die Reifen untersuchen. Juan braucht Zielankünfte und Punkte und wir müssen uns alle darauf konzentrieren, dass wir dieses Ziel erreichen. Der Zwischenfall war eine ernste Angelegenheit, aber er hatte viele Probleme mit der Zuverlässigkeit gehabt - wir müssen also zwischen uns wieder Klarheit schaffen und sicher stellen, dass wir nun Ergebnisse einfahren."

Montoya leistete sich bisher in acht Rennen zwei Fahrfehler, wurde einmal in Führung liegend abgeschossen und hatte vier technisch bedingte Ausfälle zu beklagen. Platz 2 in Barcelona war die einzige Zielankunft des Neulings. Bleibt zu hoffen, dass sich Montoya und Villeneuve in Zukunft besser im Griff haben und der Königsklasse des Motorsports mit ihren Fahrkünsten wieder Freude bereiten.

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