• 09.02.2007 11:13

  • von Michael Noir Trawniczek

Heidfeld: "Die Luft wird dünner"

BMW Sauber F1 Team Pilot Nick Heidfeld im Interview über seine Erwartungen für 2007, die neuen Reifen, die Freitagsfahrerregelung und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Nick Heidfeld wäre 2004 beinahe untergegangen - doch BMW hat an seine Fähigkeiten geglaubt. Er hat die Trennung von Williams und den Aufbau des BMW Sauber F1 Teams aktiv miterlebt. Jetzt ist er ein Teil jenes Teams, das man getrost als den Aufsteiger des Vorjahres bezeichnen kann - das frische Gespann rückte vom achten auf den fünften Rang der Konstrukteurs-WM vor.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld rechnet nicht damit, dass ihm etwas in den Schoss fallen wird

Auch bei den Tests für die Saison 2007 ist das BMW Sauber F1 Team immer wieder vorne dabei - so gesehen läuft es für das Team und die Piloten prächtig. Ein kleines Problem gibt es dann doch: Die Erwartungen sind mit den Erfolgen gestiegen, die Luft an der Spitze ist dünn, die Leistung des Vorjahrs wird nur schwer zu toppen sein.#w1#

Gelingt noch einmal ein Sprung nach vorne?

Am Abend vor seinen Testeinsätzen in Jerez, die er am verregneten Donnerstag mit der Tagesbestzeit beendete, hat Nick Heidfeld mit uns über die bevorstehende Saison und auch die hohen Erwartungen gesprochen.

"Es wird schwierig sein, noch einmal so einen großen Sprung vorwärts zu machen." Nick Heidfeld

Frage: "Nick, das BMW Sauber F1 Team war das Aufsteigerteam der Saison 2006. Geht der Trend weiter oder wird es schwierig? Man sagt ja, das zweite Jahr sei das schwierigste..."
Nick Heidfeld: "Ja, man hat in den letzten Jahren oft gesehen, dass neu formierte Teams oder solche, die übernommen wurden, sich im zweiten Jahr schwer getan haben. Ich denke aber, dass wir trotzdem eine gute zweite Saison haben werden. Das habe ich schon vor zwei Monaten gesagt, weil ich denke, dass bei uns die Struktur stimmt, die Entwicklung hat geklappt letztes Jahr. Ich kann mir aber vorstellen, dass es insofern nicht so gut klappt wie im letzten Jahr, weil die Erwartungen einfach zu hoch sind. Denn es wird schwierig sein, noch einmal so einen großen Sprung vorwärts zu machen."

Frage: "Du meinst, dass man zwar die hohen Erwartungen nicht erfüllen kann, aber die Leistung stimmt, dass man die gleiche Leistung wie im Vorjahr bringt, aber eben von der Platzierung her auf der Stelle tritt?"
Heidfeld: "Ja, genau. Im letzten Jahr sind wir von Platz acht auf Platz fünf vorgerückt - das jetzt zu wiederholen, ist natürlich ungleich schwerer. Weil die Luft nach oben hin dünner wird. Das sind ja fast alles Herstellerwerke mit viel Geld. Ich glaube schon, dass wir uns steigern können und werden. Ich hoffe, dass wir am Ende des Jahres zufrieden sind, aber es wird schwierig, noch einmal die Überraschung des Jahres zu werden."

Frage: "Die Luft wird dünner und die Zeitabstände werden geringer, das sieht man hier sehr gut bei diesem Test, nicht wahr?"
Heidfeld: "Ja, schon bei den Wintertests am Ende des letzten Jahres lagen die Zeiten enger beieinander - und zuvor, in Valencia, waren die Abstände auch schon geringer."

Neue Reifen deutlich langsamer

"Wir sind deutlich langsamer und rutschen ein bisschen mehr herum." Nick Heidfeld

Frage: "Das liegt wohl auch an den härteren Einheitsreifen. Wie geht es dir mit den neuen Pneus?"
Heidfeld: "Naja, wir sind deutlich langsamer und rutschen ein bisschen mehr herum, aber das ist das Gleiche für alle."

Frage: "Sind die härteren Reifen für die Zuschauer besser? Wird man mehr Action sehen?"
Heidfeld: "Ja, ich denke schon. Vom Gefühl her rutschen wir mehr herum und ich habe auch schon das eine und andere Fernsehbild gesehen, das war letzte Woche in Valencia - es sieht von außen schon besser, spektakulärer aus."

Frage: "Wird dadurch auch das Überholen erleichtert?"
Heidfeld: "Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied ausmachen wird. Gut, die Rundenzeiten sind ein bisschen langsamer, das sollte helfen. Und wir müssen ja im Rennen beide Mischungen fahren, das sollte auch eine Hilfe sein, dass dann eben der eine auf der harten und der andere auf der weichen Mischung unterwegs ist."

Frage: "Das BMW Sauber F1 Team wird an den Rennwochenenden am Freitagvormittag Testpilot Sebastian Vettel zum Einsatz bringen. Für euch Stammpiloten hat das zur Folge, dass einer von euch beiden, du oder Robert Kubica, am Freitagvormittag zuschauen muss. Dazu habt ihr klar geäußert, dass euch das missfällt. Wie viel Aufwand ist es, den Wagen umzubauen? Welche Probleme ergeben sich dabei?"
Heidfeld: "Also von der Zeit her ist das kein Problem. Die Zeit für den Umbau ist vorhanden, um diesen zwischen der ersten und der zweiten Session vorzunehmen. Deshalb ist das eigentlich egal. Der Sitz muss geändert werden, die Pedale müssen geändert werden. In der Session selbst ist es zwar nicht möglich, diese Änderungen vorzunehmen, aber in der Zeit zwischen den beiden Sessions sollte das kein Problem darstellen. Der Umbau selbst ist nicht das Problem."

Umbau des Autos an sich kein Problem

"Es stört nur, dass einem die Zeit weggenommen wird." Nick Heidfeld

Frage: "Es gibt Menschen, die meinen zu spüren, wenn jemand anderer zuvor mit ihrem PKW gefahren ist. Spielt so etwas auch eine Rolle, dass einen das auf subtile Art und Weise irgendwie stört, dass da jemand anderer mit dem Auto gefahren ist?"
Heidfeld: "Nein, es stört nur, dass einem die Zeit weggenommen wird, aber die Tatsache, dass jemand anderer mit dem Auto fährt, ist eigentlich kein Problem. Außerdem haben wir glaube ich noch nicht entschieden, ob der dritte Pilot mit einem der beiden Einsatzfahrzeuge oder mit dem T-Car fährt. Das wäre ja auch eine Möglichkeit, dass man dem dritten Fahrer das Ersatzfahrzeug gibt."

Frage: "Im Vorjahr fuhr man ja nur an die zehn Runden im ersten Training, oder sogar noch weniger. Was schätzt du, wie viele Runden wird man in den 90 Minuten am Vormittag drehen?"
Heidfeld: "Das wird sich noch im Laufe der Saison herausstellen. Es kommt auch auf die Strecke an. Wenn es eine Strecke ist, die man gut kennt, muss man nicht unbedingt so viel fahren. Auf der anderen Seite ist es nicht so wie im letzten Jahr. Dieses Jahr haben wir am Freitag freie Motoren und zusätzliche Reifen, deswegen braucht man da nicht so hauszuhalten. Das Einzige, das dagegen spricht, gleich am Anfang loszufahren, sind die Streckenbedingungen, die am Beginn der Session sicher noch nicht vorteilhaft sein werden."

Frage: "Man muss in diesem Jahr im Rennen beide Reifenmischungen, die härtere und die weichere, verwenden. Hast du dir schon überlegt, wie sich das auf die Strategie auswirken wird?"
Heidfeld: "Ja, natürlich habe ich mir da schon Gedanken gemacht, genauso wie das auch die Ingenieure bereits getan haben. Aber das wird recht kompliziert, das muss man wohl von Rennen zu Rennen entscheiden."