Honda bewegt sich aerodynamisch am Limit

Honda-Teamchef Nick Fry erklärt, was technisch hinter dem RA107 steckt und warum er zuversichtlich ist, dass sich damit Erfolg einstellen wird

(Motorsport-Total.com) - Vor ziemlich genau einem Jahr brannte Honda bei den Wintertestfahrten eine Bestzeit nach der anderen in den Asphalt, die Japaner wurden sogar als Geheimfavoriten auf den WM-Titel gehandelt. Momentan sieht es weit weniger rosig aus: Der neue RA107 ist weder zuverlässig noch schnell - und von den Experten hat kaum jemand Jenson Button und Rubens Barrichello auf der Rechnung.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Nick Fry ist stolz auf das kompakte Heck des neuen Honda RA107

Dennoch glaubt Teamchef Nick Fry, dass sich Honda auf dem richtigen Weg befindet. Seine Zuversicht basiert auf der neuen technischen Struktur, die im vergangenen Jahr eingerichtet wurde, als erst Geoff Willis rausgeschmissen und das Kommando dann an Shuhei Nakamoto übertragen wurde. Letzterer hat zwar noch nie ein Formel-1-Auto gebaut, wird aber erstens vom Honda-Konzern gepusht und gilt zweitens als guter Koordinator.#w1#

Höherer Ingenieursstandard unter Nakamoto

"Wenn man sich die Evolution des Teams in den vergangenen fünf Jahren ansieht", so Fry gegenüber 'autosport.com', "dann steckte Logik hinter dem, was wir getan haben. Vor fünf Jahren waren unsere Ingenieursstandards nicht besonders hoch, also mussten viele Fehler schon in der Basis behoben werden, weil die Standards einfach nicht hoch genug waren. Die Arbeitsprozesse waren nicht gut, die Organisation war nicht gut."

Dies sei nun anders, also habe man im Design auch höhere Risiken eingehen können, "weil wir die Risiken auf den Performancebereich eingrenzen können. Wir wissen von den grundsätzlichen Dingen nämlich, dass das Engineering und die Qualität des Autos in Ordnung sind. Daher haben wir uns in diesem Jahr auch für einen etwas abenteuerlichen Designansatz entschieden, was die Aerodynamik angeht", erklärte der Brite.

Fry stolz auf kompakte Heckpartie

Besonders stolz ist Fry auf den kompakter gewordenen Motor, der es den Aerodynamikern erlaubt hat, das Heck des RA107 sehr schmal zu gestalten: "Einer unserer Konkurrenten kam auf mich zu und witzelte, ob wir einen V6-Motor haben, weil das Heck so schmal ist. Das ist ein gutes Zeichen. Die Jungs haben mit dem Motor sehr gute Arbeit geleistet, auch Kühlung und das Auspuffsystem sind extrem kompakt", so der Honda-Teamchef.

Außerdem verfügt der RA107 noch um ein weiteres Designfeature, nämlich um einen verhältnismäßig langen Radstand. Honda geht damit einen ähnlichen Weg wie Ferrari - was viele Experten angesichts der Umstellung auf die neuen Bridgestone-Reifen ein wenig verwundert. Die Verlängerung des Radstands wurde in zwei Etappen erledigt: zunächst noch am RA106 bei einer Ausbaustufe im August 2006, nun noch einmal über den Winter am neuen Modell.