• 28.11.2017 21:19

  • von Daniel Halder

Liberty: Den fertigen Masterplan wird es nicht geben

Wie entwickelt sich die Formel 1, wie ist die sportliche Ausrichtung, wie wird es für die Fans packender? - Liberty will ausprobieren und glaubt nicht an die große Vision

(Motorsport-Total.com) - Jahr eins der Ära von Liberty Media als neue Eigentümer der Formel 1 neigt sich dem Ende entgegen. Mit dem letzten Saisonrennen in Abu Dhabi zogen viele Fans, Medien und auch die Teams selbst ein Fazit - und das fällt höchst unterschiedlich aus: Zwar führte Liberty die Königsklasse endlich ins digitale Zeitalter und bot den Zuschauern zuhause und an der Strecke mehr Spektakel rund um die Rennen. Für einen Schock sorgte vor einigen Tagen allerdings die Nachricht, dass die einst sehr profitable Formel 1 gleich im ersten Jahr unter neuer Herrschaft in die Verlustzone rutschte.

Titel-Bild zur News: Sean Bratches

Sean Bratches stellt klar, dass die Teams auf keinen fertigen Plan warten müssten Zoom

Klar, neues Personal und neue Pläne kosten Geld - und an Ideen mangelt es den Verantwortlichen nicht: Zuletzt bot das neue Formel-1-Logo reichlich Gesprächsstoff, für die kommende Saison wird beispielsweise mit einem Auspuff-Mikrofon für besseren Motorensound experimentiert, es soll neue digitale Plattformen, einen neuen Livestream und drahtloses Highspeed-Internet für die Zuschauer an der Strecke geben. Ein bunter Strauß an verschiedenen Vorhaben - allesamt auf den verschiedensten Themenfeldern. Manch einer findet das Stückwerk und befürchtet, dass sich Liberty mit Blick auf die vielen Showeffekte abseits der Rennstrecke verzettelt.

Dass man weiter ausprobieren und einzelne Ideen dem Praxistest unterziehen werde, bestätigt aber auch Liberty-Marketingdirektor Sean Bratches. Er stellt klar, dass man den Teams keinen in sich geschlossenen Masterplan der künftigen Formel 1 präsentieren werde. "Da gibt es kein fertiges Paket. Die Welt entwickelt sich. Einige Dinge treiben wir bereits voran, andere werden wir kommendes Jahr anpacken und wieder andere in zwei Jahren. Wir sagen nicht, 'Okay, jetzt sind wir fertig, das ist der Plan, lasst ihn uns umsetzen'", stellt Bratches klar.

Frei nach Altbundeskanzler Helmut Schmidts Spruch "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen", verfolgt man bei Liberty Media also weiterhin eine Politik der kleinen, reellen Schritte. Und so scheut man sich nicht davor, weiterhin unterschiedliche Strategien auszuprobieren, was Bratches auch darauf zurückführt, dass man als neuer Inhaber selbst noch dazulernen müsse. "In den ersten drei Monaten des Jahres waren wir gerade mal drei Leute. Unser Marketingverantwortliche hat vor vier Monaten angefangen, unser Digitalchef vor drei. Wir haben unser Team erst im Laufe des Jahres zusammengestellt, große Teile unserer Organisation sind komplett neu", stellt der US-Amerikaner abschließend klar.