Nach Sainz-Crash: Max Verstappen holt Pole beim Grand Prix von China

Doppelpole für Red Bull, Crash von Carlos Sainz, Lewis Hamilton in Q1 out - und Nico Hülkenberg sensationell: Das war das Qualifying in Schanghai!

(Motorsport-Total.com) - Totaler Triumph für Max Verstappen am Samstag beim Grand Prix von China: Nach dem Sieg im Sprintrennen sicherte sich der Red-Bull-Pilot am Nachmittag auch die Poleposition für das Hauptrennen am Sonntag. Auf den Plätzen 2 und 3 landeten Verstappens Teamkollege Sergio Perez und Fernando Alonso (Red Bull).

Titel-Bild zur News: Sergio Perez, Max Verstappen, Fernando Alonso

Max Verstappen war im Qualifying in Schanghai eine Klasse für sich Zoom

Verstappens erste Q3-Runde lag bei 1:33.977 Minuten und war damit um zwei Zehntelsekunden langsamer als in Q2. Trotzdem hatte er zunächst 0,394 Sekunden Vorsprung auf Alonso und 0,493 auf Perez. Das roch nicht danach, als würde seine Poleposition noch von irgendjemandem verhindert werden können.

Und so kam es dann auch: Verstappen konnte sich auf 1:33.660 steigern, obwohl das gar nicht mehr notwendig gewesen wäre, und hatte somit letztendlich 0,322 Sekunden Vorsprung auf Perez. Der wiederum war um 0,166 Sekunden schneller als Alonso, dessen letzte Runde nicht ganz fehlerfrei war.

Zwischen Alonso auf P3 und George Russell (Mercedes) auf P8 lag das Feld innerhalb von drei Zehntelsekunden. In dieses Paket reihten sich die beiden McLaren-Fahrer Lando Norris und Oscar Piastri auf P4/5 ein, gefolgt vom Ferrari-Duo Charles Leclerc und Carlos Sainz. Letzterer muss nach seinem Crash in Q2 froh sein, dass er zumindest Platz 7 retten konnte.

Eine herausragende Leistung lieferten Nico Hülkenberg (Haas/+0,944) und Valtteri Bottas (Sauber/+1,005) ab, die überraschend in die Top 10 fuhren und am Sonntag aus der fünften Startreihe ins Rennen gehen dürfen. Auf Platz 3 der Startaufstellung fehlte Hülkenberg weniger als eine halbe Sekunde.

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Hätte Alonso in die erste Reihe fahren können?

Für Fernando Alonso wäre wahrscheinlich mehr drin gewesen als der dritte Platz. Schon im ersten Sektor unterlief ihm ein Fehler, und im letzten dann noch einer. Das hat locker die 0,166 Sekunden gekostet, die am Ende auf Perez fehlten. "Ich habe zwei Zehntel in zwei Kurven verloren", ärgert er sich. "Aber ich habe nicht aufgegeben und bin die Runde zu Ende gefahren, und am Ende war es keine schlechte Rundenzeit."

Für das Rennen am Sonntag erhofft er sich jetzt "solide Punkte". Vom Podium wagt Alonso nicht zu träumen, denn der Renntrimm war bisher in dieser Saison keine Stärke des Aston Martin. Und hinter ihm drängen zwei McLarens und zwei Ferraris nach vorn.

"Wir müssen abwarten, wie schnell sie kommen, wann sie kommen und wie lang wir sie hinter uns halten können", sagt der 42-Jährige. "Wir sind im Renntrimm weiterhin das viert- oder fünftschnellste Team. Aber soll ich mich jetzt dafür entschuldigen, dass ich Dritter im Qualifying bin?"

Wie war Red Bulls Weg in die erste Startreihe?

Favorit auf den Sieg ist, da führt kein Weg dran vorbei, Verstappen: "Nach dem Sprint hatten wir eine Idee, was wir am Auto ändern müssen. Im Qualifying war das Auto dann noch besser. Es war wirklich angenehm zu fahren, und die letzte Runde in Q3 war richtig gut. Die Bedingungen im Trockenen waren auch gut. Hat wirklich Spaß gemacht!"

Auch Perez, obwohl dessen Arbeitsnachmittag nicht nach Wunsch begonnen hatte. Auf seiner ersten Q1-Runde stand ihm Alexander Albon im Williams im Weg, sodass er einen zweiten Versuch mit gebrauchten Reifen fahren musste. Albon tat zwar sein Bestes, Perez aus dem Weg zu gehen, der musste seine Runde aber trotzdem abbrechen.

"Da wäre ich beinahe in Q1 rausgeflogen", sagt der Mexikaner. "Es war ein sehr unangenehmer Beginn des Qualifyings. Q2 lief dann etwas besser und ich bekam langsam ein Gefühl für die Balance. Leider hat es am Ende nicht ganz gereicht, um Max zu schlagen."

Wie lief der Funkverkehr nach Sainz' Crash ab?

Es waren noch sieben Minuten auf der Uhr, und Sainz lag, ohne Zeit, an 14. Position, als der Ferrari-Pilot ganz am Ende seiner ersten schnellen Q2-Runde abflog. Er fuhr die letzte Kurve etwas zu ambitioniert an, kam mit der rechten Seite ins Kiesbett, verlor die Kontrolle und rutschte mit stehenden Rädern zuerst in eine Lenovo-Werbetafel und dann in die seitlichen Barrieren.

Sein Renningenieur instruierte ihn sofort, die Zündung auszumachen, doch als Sainz wissen wollte, wie stark beschädigt sein Heck ist, überlegte es sich der Kommandostand anders: "Wenn du kannst, komm an die Box!" Sainz musste das Auto aus der Neutralposition erstmal in Gang bekommen, dank Step-by-Step-Anweisungen am Funk gelang ihm das aber.

Rennleiter Niels Wittich hatte die Session bei 6:44 Minuten Restzeit unterbrochen, sodass Sainz in Ruhe zurück an die Box fahren konnte, als alle anderen schon drin waren. "Ich schätze, ich habe keinen Frontflügel mehr", funkte er, und dann: "Lasst mich wissen, ob ich schneller fahren soll, damit ihr mehr Zeit zum Reparieren habt!"

Die Zeit war ausreichend, und so konnte Sainz ziemlich genau eine Minute vor der karierten Flagge, mit neuem Frontflügel, eine schnelle Runde in Angriff nehmen. Er schob sich damit sicher in die Q3-Positionen - und war sogar um 0,031 Sekunden schneller als Leclerc im gleichen Auto. Das bedeutete in Q2 den dritten Platz für den Spanier, geschlagen nur von den beiden Red Bulls.

In Q3 blieb Sainz dann knapp hinter Leclerc zurück und sicherte sich den siebten Startplatz. Die Balance sei nach dem Wechsel des Frontflügels "ein bisschen anders" gewesen, berichtet er. Gleichzeitig war es seiner Geistesgegenwart zu verdanken, dass er überhaupt weiterfahren konnte, denn: "Ich habe im letzten Moment vor dem Einschlag in die Mauer das Lenkrad noch ein bisschen bewegt. Dadurch war der Einschlagwinkel günstiger. Das hat mir wahrscheinlich den Tag gerettet."

Was passierte danach noch in Q2?

Verstappen war der einzige Fahrer, der nach der roten Flagge kein zweites Mal auf die Strecke gehen musste. Seine Bestzeit von 1:33.794 Minuten hielt locker und war letztendlich um 0,232 Sekunden schneller als die Zeit von Perez und um mehr als eine halbe Sekunde schneller als der Rest der Welt.

Lance Stroll (Aston Martin) verpasste den Einzug in die Top 10 um 0,069 Sekunden gegen Bottas, obwohl der Kanadier diesmal nur um 0,186 Sekunden langsamer war als Teamkollege Alonso. "Bottas hat uns noch rausgeschoben. Fernando ist nicht weit vor dir, auf P7. Es ist alles so eng. Sorry Kumpel", ärgerte sich Strolls Renningenieur am Boxenfunk.

Die weiteren Fahrer, die am Ende von Q2 ausschieden, waren Daniel Ricciardo (Racing Bulls), Esteban Ocon (Alpine), Alexander Albon (Williams) und Pierre Gasly. Ricciardo zeigte sich nach seiner Runde mit eben dieser zufrieden: "Den ersten Sektor hätte ich kaum besser treffen können. Schade, dass es trotzdem nicht gereicht hat", funkte er.

Warum gab es am Ende von Q1 so viele Verschiebungen?

Am Ende von Q1 wurde die Strecke, deren an diesem Wochenende heiß diskutierte Bitumenschicht immer stärker abgetragen wird, schneller und schneller. Lokalmatador Guanyu Zhou (Sauber) schob sich mit seiner letzten Runde zunächst unter frenetischem Jubel des Publikums auf Platz 8. Ein paar Minuten später war er nur noch 16. - und damit ausgeschieden. "In Kurve 14 war plötzlich der ganze Grip weg", funkte er.

Zhou fehlten nur 0,048 Sekunden auf die P15-Zeit von Perez und 0,062 Sekunden auf Ricciardo auf P14. Und er war um 0,068 Sekunden schneller als Lewis Hamilton (Mercedes), der bei trockenen Bedingungen nicht an seine starke Leistung im Sprint anknüpfen konnte, den er am Samstagmorgen überraschend als Zweiter beendet hatte.

Hamilton war mit dem Set-up nach dem Sprint in eine ganz andere Richtung gegangen als Russell. Ein Experiment, das schiefging: "Ich habe vor dem Qualifying massive Änderungen vorgenommen. Das war teilweise gar nicht schlecht, aber in Kurve 13/14 konnte ich nicht ordentlich bremsen", sagt der Mercedes-Fahrer - und erweckt nicht den Eindruck, dass ihn das besonders nervt: "Es ist, wie es ist."

Gemeinsam mit Zhou (16.) und Hamilton (18.) verabschiedeten sich in Q1 Kevin Magnussen (17./Haas), Yuki Tsunoda (19./Racing Bulls) und Logan Sargeant (20./Williams). Sargeant meinte anschließend am Boxenfunk: "Ich weiß nicht, wo unsere Highspeed-Stabilität hingekommen ist. Die ist komplett weg."

Tsunoda verlor das Stallduell gegen Ricciardo, der dieses Wochenende erstmals mit einem neuen Chassis unterwegs ist und seinen japanischen Teamkollegen um drei Zehntelsekunden distanzieren konnte. Tsunoda funkte nach seiner Runde: "Irgendwas kann nicht stimmen. Ich kann nicht fucking 19. sein. Die Runde war echt gut."

Wo kann man den Grand Prix von China live sehen?

Schanghai ist das erste von sechs Sprint-Rennwochenenden der Formel-1-Saison 2024 (Hier geht's zum kompletten Kalender!) - und jetzt, wo der Sprint vorbei ist, geht's beim Grand Prix von China "normal" weiter. Nach dem Qualifying am Samstagnachmittag mit dem Hauptrennen am Sonntagnachmittag Ortszeit.

In Deutschland wird der Grand Prix von China nicht im Free-TV übertragen. Wer das Rennen live sehen will, muss auf einen Bezahlservice setzen. Start ist am Sonntag um 9:00 Uhr deutscher Zeit, bei sechs Stunden Zeitverschiebung zwischen München und Schanghai. Die Live-Watchparty auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de beginnt bereits um 8:30 Uhr. (Hier geht's zur TV-Übersicht!)


Eine Analyse des sportlichen Geschehens liefern jedoch täglich Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de - und zwar kostenlos für alle User, ohne Pay-TV-Schranke. Die F1-Show steigt an allen Tagen des Rennwochenendes um 15:00 Uhr deutscher Zeit und bietet Kanalmitgliedern die Möglichkeit, im Livechat Fragen zu stellen.

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