Stewart hält Schumacher nicht für den Größten

Michael Schumacher mag der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten sein, laut Jackie Stewart ist er deshalb aber nicht automatisch der Größte...

(Motorsport-Total.com) - Sieben WM-Titel, 91 Grand-Prix-Siege, 68 Pole Positions, 75 schnellste Rennrunden - Michael Schumacher ist ohne jeden Zweifel der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte. Ob er deswegen automatisch auch der Größte ist, daran scheiden sich freilich die Geister. Jackie Stewart, selbst dreifacher Champion, ist beispielsweise anderer Ansicht.

Titel-Bild zur News: Jackie Stewart

Jackie Stewart findet, dass Michael Schumacher zu viele Fahrfehler begeht

"Ich zögere damit, Michael als besten Fahrer aller Zeiten zu nennen. Sein bemerkenswerter Siegesrekord steht außer Frage, aber er leistete sich immer wieder Fehler, über die man sich nur wundern kann", schrieb der Schotte in einem Beitrag für den 'Guardian'. "An den meisten Grand-Prix-Wochenenden kommt er einmal von der Strecke ab - kleine Ausritte, wenn er das Limit im Training oder im Qualifying auszuloten versucht."#w1#

Stewart fuhr noch zu einer anderen Zeit...

"Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich während meiner Rennfahrerkarriere neben der Strecke war." Jackie Stewart

Freilich sei eingeworfen, dass dies durchaus legitim ist, solange dabei kein Schrott produziert wird, doch Stewart kennt eben noch eine Zeit, als man Perfektionist sein musste, weil Geld noch Mangelware war und nicht jeder Schaden repariert werden konnte. Darum rühmt er sich auch mit dem Satz: "Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich während meiner Rennfahrerkarriere neben der Strecke war."

Vielmehr stößt er sich aber an Schumachers zum Teil unsportlichen Aktionen wie jener in Monaco, als der Deutsche seinen Ferrari ausgerechnet in der letzten Minute des Qualifyings so ungünstig in der Rascasse-Kurve parkte, dass sich seine Konkurrenten nicht mehr verbessern konnten: "Das war ein bisschen unglücklich und unnötig", so Stewart. "Und wenn es Absicht war, dann war es ziemlich schlecht gemacht."

Stewart lobt Schumachers Aufbauqualitäten

"Michael hat Leute wie Rory Byrne, Ross Brawn oder Nigel Stepney angezogen." Jackie Stewart

"Allerdings ist Michael außergewöhnlich darin, exzellente Leute um sich zu scharen", fügte der 67-Jährige an. "In dieser Hinsicht hat er einen bemerkenswerten Job gemacht, denn er hat sich ein Umfeld geschaffen, um 2000 erstmals nach 21 Jahren wieder einen WM-Titel für Ferrari zu holen. Dieses Umfeld hat Michael geschaffen, glaubt mir, nicht Jean Todt oder Luca di Montezemolo. Michael hat Leute wie Rory Byrne, Ross Brawn oder Nigel Stepney angezogen."

Außerdem rechnet der Schotte Schumacher hoch an, den perfekten Zeitpunkt für den Rücktritt gefunden zu haben: "In Michaels Fall war das Timing richtig, denn den Rücktritt am Tag des Sieges im italienischen Grand Prix in Monza, noch dazu auf Ferrari fahrend, bekannt zu geben, das war der perfekte Moment", gab Stewart zu Protokoll. Er selbst hatte sich ja Ende 1973 als Weltmeister aus der Formel 1 zurückgezogen...