Stuck: "Es wird Zeit, dass es wieder brummt!"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Hans, willkommen in Melbourne! Wie ist die Stimmung hier, wenn alle wieder aufeinandertreffen?"
Hans-Joachim Stuck: "Nach fünf Monaten Formel-1-Pause wird es Zeit, dass sich wieder etwas rührt, dass es brummt! Aufgrund der ganzen Änderungen - ob das jetzt Fahrerwechsel sind, Neuerungen, Einheitsreifen - sagt man immer, dass es eine spannende Saison wird, aber dieses Jahr wird es wirklich eine."

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Hans-Joachim Stuck ist für seine scharfen und deftigen Analysen bekannt

Frage: "Warum?"
Stuck: "Weil es viele Neubesetzungen gibt. Michael Schumacher ist weg. Das ist eine große Chance für andere Piloten, sich ins Rampenlicht zu setzen. Wir haben interessante Wechsel: Kimi Räikkönen fährt bei Ferrari, Fernando Alonso fährt mit einem neuen Partner, Lewis Hamilton, bei McLaren-Mercedes. Was passiert bei Renault, wie wird sich Fisichella gegen Heikki Kovalainen durchsetzen? Wie wird sich Massa gegen Räikkönen durchsetzen? Das sind alles tolle Dinge. Auch die neue Reifenregel ist interessant. Wer wird sein Auto am schnellsten auf die neuen Reifen abstimmen - gerade wo man hier in Melbourne nicht testen konnte? Was passiert am Freitag? Viele Dinge, die noch nicht ausgeboren sind, werden hier zum ersten Mal passieren."#w1#

Frage: "Das klingt so, also könnte man zum ersten Mal seit langer Zeit wirklich nicht sagen, auf wen man sein Geld setzen sollte..."
Stuck: "Der Meinung bin ich nicht. Wenn man wettet, sollte man auf Ferrari wetten, denn die haben beim letzten Test in Bahrain gezeigt, wo der Hammer hängt. Es würde mich auch wundern, wenn sie mit ihrem Kenntnisstand der Bridgestone-Reifen hier nicht vorne mitfahren sollten. Was sich hinter Ferrari abspielt, ist allerdings offen - ob McLaren-Mercedes Zweiter ist oder vielleicht sogar das BMW Sauber F1 Team. Da wird es relativ spannend."

Frage: "Du hast ja eng mit BMW zu tun. Was können sie hier mit ihrer jungen Fahrerpaarung und nach den starken Tests erreichen?"
Stuck: "Man hat die letzten paar Monate konsequent weiterentwickelt und die Lücke zur Spitze geschlossen. Das war auch das Ziel. Das Team ist zu 98 Prozent stabil, in der Schweiz sind fast alle Posten besetzt. Der Windkanal funktioniert gut und man hat dort sehr konsequent gearbeitet. Ich glaube nicht - davon bin ich überzeugt -, dass es in diesem Jahr zu einem Sieg aus eigener Kraft reichen wird, aber wenn mal wo etwas schief geht, steht man Gewehr bei Fuß. Ich bin sicher, dass Podestplätze drin sein müssen."

Frage: "Nico Rosberg wurde von der Presse relativ wenig beachtet..."
Stuck: "Im letzten Jahr feierte er einen tollen Einstandserfolg. Mit seinem Material war es später aber kaum möglich, das zu wiederholen. Wenn man bedenkt, wie wenige Runden er im Training fahren konnte, da ist es ein Wunder, dass er überhaupt so schnell war. Jetzt, mit Alexander Wurz an seiner Seite, mit einem gut aufgestellten Williams-Team und mit einem guten Toyota-Motor, muss er sich a) beweisen - und b) wird er das auch tun, glaube ich."

Frage: "Adrian Sutil?"
Stuck: "Das ist ein Neuling im sehr gut aufgestellten Spyker-Team unter der Führung von Colin Kolles, den ich sehr schätze und für sehr kompetent halte. Adrian muss lernen. Gut, dass er dabei ist! Er ist ein eloquenter junger Bursche, ein Formel-1-Pilot der Neuzeit, dem man einiges zutrauen kann."

Frage: "Muss man in diesem Jahr auch mit Ralf Schumacher rechnen?"
Stuck: "Das wird davon abhängen, ob sein Toyota ordentlich läuft. Seit fünf Jahren versuchen wir, Toyota gesund zu beten, aber bisher wurden sie immer weit unter Wert geschlagen. Ich hoffe, dass sie in diesem Jahr ihr System beisammen haben, damit sie zumindest vorne mitfahren können. Die Tests kann man schwer beurteilen, denn der letzte Test in Jerez war von den Rundenzeiten her zwar gut, aber ohne Konkurrenz. Ich hoffe, dass es funktioniert."

Frage: "Das heißt, wir können uns auf ein spannendes Wochenende und auf eine aufregende Saison freuen?"
Stuck: "Ja, das würde ich auch so sehen. Ich würde aber sagen, dass Melbourne nicht unbedingt der Parameter sein muss - eine Strecke, die ja praktisch nur einmal im Jahr gefahren wird. Für mich ist eigentlich mehr Kuala Lumpur der wirkliche Parameter um festzustellen, wo die Teams stehen. Das kennt man, da kann man auch noch testen vorher. In Melbourne wird viel davon abhängen, wer sich am schnellsten auf die Umstände hier einstellen kann."