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Zinslose Kredite: Liberty hilft Teams nach Preisgeldsturz

Mit Investitionen, die die "One-Man-Show" Ecclestone nötig gemacht hat, wollen die US-Amerikaner die Formel 1 profitabel machen - Teams sollen die Zeche nicht zahlen

(Motorsport-Total.com) - Formel-1-Besitzer Liberty Media hat den Teams zinsfreie Vorschüsse auf ihre Beteiligung an den allgemeinen Einnahmetöpfen der Rennserie angeboten. Die Kredite belaufen sich auf die Summen, die den Mannschaften im Vergleich zum Vorjahr durch die finanziellen Verluste seit der Übernahme des US-amerikanischen Medienkonzerns entgehen. Zurückgezahlt werden müssen sie erst, wenn die Geschäfte profitabler sind. Red-Bull-Teamchef Christian Horner lobt Liberty für ein "sehr großzügigen Angebot".

Titel-Bild zur News: Start in Sotschi

Spektakulärer und lukrativer: Liberty Media verfolgt mit der Formel 1 große Ziele Zoom

Mercedes-Sportchef Toto Wolff ist nicht sicher, wie Liberty die durch Investitionen in die Formel 1 entstandenen Finanzlücken nachhaltig schließen will. "Über das Preisgeld?", fragt Wolff mit Blick auf eine dauerhafte Senkung der Boni. Ihn treibt die Frage um, woher das Cash für die Modernisierung der Szene kommt: "Wenn sie Geld reinstecken, erhöhen sie das Eigenkapital und betreiben Kapitalverwässerung (Wertminderung von Aktien durch die Ausgabe neuer; Anm. d. Red.)? Gehen sie an die Teams?"

Fakt ist: Unter Bernie Ecclestone stiegen die Preisgelder Jahr für Jahr um bis zu zehn Prozent. Mit Liberty kamen Einschnitte: 1,3 Prozent weniger. Horner hat Verständnis: "Investitionen sind unverzichtbar", meint er und kann sich vorstellen, dass das Geschäftsmodell aufgeht, sobald eine Konsolidierungsphase abgeschlossen ist. "Bernie ist Verkäufer gewesen, eine One-Man-Show. Klar, dass es unmöglich gewesen wäre, so weiterzumachen, weil es keinen einzelnen Menschen gibt, der ihn ersetzten könnte."

Bei Ferrari hofft man auf einen Dreijahresplan, um einschätzen zu können, wie die finanzielle Zukunft der Formel 1 aussieht. Libertys Marketingchef Sean Bratches betont, dass die Investitionen die Königsklasse auf ein solides Fundament stellen würden, nachdem unter Ecclestone nicht nachhaltig gewirtschaftet worden wäre. "Keine entwicklungsfähige Struktur, keine Marktforschung, kein Marketing und keine Leute, die sich mit Digitalisierung beschäftigt haben. Wer das nicht hat, bleibt auf der Strecke."

Red-Bull-Berater Helmut Marko unterstützt Liberty bei diesem Vorhaben. Was sich bereits 2017 getan hat, gefällt ihm: "Man muss nur schauen, wie viel mehr Atmosphäre die Fahrerlager jetzt haben und mit welcher sportlichen Ambition man die künftige Formel 1 angeht", so Marko gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Er lobt die konstruktive Arbeitsweise:"Es wird nicht einmal so und einmal so getuschelt und dann hinter verschlossenen Türen herumgedealt, sondern wirklich überlegt: Was ist gut für den Sport?"


Fotostrecke: Die Budgets der Formel-1-Teams 2017

Dass Liberty länderspezifische Lösungen findet - wie den umstrittenen Michael-Buffer-Auftritt in Austin - und die Rennpromoter bei der Weiterentwicklung des Produkts unterstützt, gefällt Marko. Die Mehrausgaben würden sich für kleinere Teams, die von den knapperen Boni stark betroffen sind, langfristig rechnen, wenn die Zuschauerzahlen steigen und sich neue Sponsoren sowie Geldquellen lassen.

"Ein simples Beispiel: Es gibt eine Sperrfrist, dass wir die Strecke in den letzten 14 Tagen vor dem Grand Prix nicht mehr hergeben dürfen", sagt Marko, der mit Red Bull den Formel-1-Lauf in Spielberg organisiert. "Jeder dieser Tage bedeutet einen Einnahmeverlust. Dabei ist eine Woche vorher das Rennen in Frankreich. Es ist eh niemand da, die Frist gehört also reduziert. Es geht um solche Dinge."