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Großer Preis von Australien / Melbourne

Großer Preis von Australien / Melbourne

Porträt

Zwischen 1985 und 1995 fand das Saisonfinale der Formel 1 traditionell in Adelaide statt, doch 1996 zog der Grand Prix von Australien auf einen anderen Stadtkurs um, auf den Albert Park Circuit von Melbourne. Seither war Melbourne häufig Gastgeber für den ersten Grand Prix der Saison. Erst 2006 fand der Australien-Grand-Prix erstmals als drittes Saisonrennen statt, um eine Überschneidung mit den Commonwealth-Games zu vermeiden. Danach wechselte der "Opener" unregelmäßig zwischen Australien und Bahrain, aktuell ist wieder Bahrain die Nummer eins im Kalender.

2020 und 2021 fehlte Australien aufgrund der Coronakrise komplett, wenngleich zum geplanten Saisonauftakt 2020 die Formel 1 bereits vor Ort war: Der Grand Prix wurde kurz vor Trainingsbeginn abgesagt. 2021 erfolgte die Absage immerhin Monate im Voraus. Und 2022 kehrt die Formel 1 zurück in den Albert Park.

Die 5,303 Kilometer lange Strecke ist bestimmt von Vollgas-Passagen, auf die meist schikanenartige Kurven folgen. Zur Saison 2022 allerdings hat man in Melbourne umgebaut: Insgesamt fünf Kurven präsentieren sich nun offener und ermöglichen höhere Geschwindigkeiten. Außerdem fehlt die Schikane eingangs der Gegengeraden, weshalb der zweite Sektor insgesamt flüssiger zu durchfahren ist. Ersparnis auf eine Runde: etwa fünf Sekunden im Vergleich zu früher.

Da die Rennstrecke um den Lake Albert nur einmal im Jahr benutzt wird und im übrigen Jahr der normale Straßenverkehr auf ihr rollt, ist die Piste vor allem am ersten Trainingstag sehr schmutzig. Trotzdem freuen sich Protagonisten und Fans gleichermaßen auf das Wochenende, ist Melbourne doch nicht nur für sein pulsierendes Nachtleben bekannt, sondern auch für einzigartige Atmosphäre entlang der Strecke.

Seit 2009 wird der Grand Prix in Melbourne übrigens nicht mehr um 14 Uhr, sondern um 17 Uhr Ortszeit gestartet. Das bedeutet einerseits etwas Europa-freundlichere TV-Zeiten, andererseits aber auch, dass die Sonne zu Rennende schon extrem tief steht. Das sorgt für eine besondere Atmosphäre und wunderschöne Aufnahmen für Kameramänner und Fotografen, blendet aber mitunter die Fahrer im Fahrzeug.

Saisonauftakt in Melbourne bedeutet für den Formel-1-Zirkus zwar einerseits die längste Flugreise des ganzen Jahres, gleichzeitig aber auch eine entspannte Woche voller Barbecues und traumhafter Fotoshootings am atemberaubenden St.-Kilda-Beach - nirgendwo sonst machen Medientermine so viel Spaß wie dort, schließlich haben sich die Beteiligten teilweise lange Zeit nicht gesehen.

Zwar galt Überholen in der Formel 1 trotz DRS und KERS lange Zeit als nicht gerade einfach, doch auf dem australischen Kurs war es schon immer möglich. Die erste Gelegenheit bietet sich schon am Ende der Start- und Zielgeraden. Wenn ein Fahrer hier in einer der 58 Rennrunden dicht hinter seinem Vordermann liegt, kann er aus dem Windschatten herausgehen und ihn vor der ersten Kurve ausbremsen. Gleiches ist vor Kurve 3 möglich. Außerdem kann man in der vorletzten Kurve der Strecke überholen, wenn der Vordermann nicht aufpasst und eine Lücke offenlässt.

Die bisher größte Tragödie in Melbourne ereignete sich im Jahr 2001, als der Streckenposten Graham Beveridge nach einer Kollision zwischen Jacques Villeneuve und Ralf Schumacher von einem herumfliegenden Rad tödlich verletzt wurde.