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Valtteri Bottas

Finnland

Porträt

(Stand: Februar 2024) Valtteri Bottas war gerade mal vier Jahre alt, als er und sein Vater an einer Reklametafel für ein Kartrennen in Lahti vorbeifuhren. Die Familie hatte keinen Motorsport-Hintergrund, war aber neugierig. "Wir schauten uns die Rennen den ganzen Tag lang an", erinnert sich Bottas. "Mein Vater hat mir später gesagt: 'So ruhig hast du sonst nie gesessen!'" 2024 sitzt der Junior wieder, und zwar in einem Sauber, nachdem er Ende 2021 das Mercedes-Werksteam verlassen hat.

Aber der Reihe nach: Damals in Lahti, da überredete der kleine Valtteri seinen Vater, ihn Kartrennen fahren zu lassen, aber er musste warten - seine Beine waren noch nicht lang genug! Doch im Alter von fünf Jahren begann eine Karriere, die die große Tradition finnischer Formel-1-Fahrer fortführen sollte.

Den Einstieg in den Formelsport vollzog Bottas über die Formel Renault, in der er 2008 17 von 28 Saisonrennen gewann. Logischer Schritt war der Aufstieg in die Formel-3-Euroserie, in der er 2009 für ART Gesamtrang drei belegte. Außerdem triumphierte Bottas beim prestigeträchtigen Masters in Zandvoort. Und wer von einer Firma gemanagt wird, in die der damalige Teilhaber Toto Wolff und Mika Häkkinen involviert sind, hat beste Voraussetzungen für einen Formel-1-Testvertrag bei Williams.

2010 fuhr Bottas in der GP2 für ART und zog von Villähde in Finnland nach Oxford, um näher beim Team zu sein. 2011 setzte Bottas seine Ausbildung in Grove fort und machte einen bewussten Rückschritt in seiner Karriere: Es ging von der GP2 in die GP3. Die Sache sollte sich bezahlt machen, denn er sicherte sich den Titel. 2012 kam er als Testfahrer bei 15 Grands Prix im Freien Training für Williams zum Einsatz und setzte sich dabei gut in Szene. Das war nicht ohne Risiko: Bottas verzichtete auf ein Motorsport-Stammcockpit, um sich voll auf die Aufgabe als Reservemann zu konzentrieren.

Als Belohnung folgte die Beförderung zum Stammfahrer 2013. Er sorgte mit Rang drei im verregneten Kanada-Qualifying für einen Paukenschlag. In den USA gab es für Platz acht die ersten (und einzigen) WM-Punkte. Im Folgejahr dann der Durchbruch: Sechsmal besuchte Bottas nach der Premiere beim Österreich-Grand-Prix das Podium und stand mehrmals knapp davor, erstmals eine Poleposition zu erzielen. Am Ende war er Vierter der Gesamtwertung.

Keine Frage, dass Williams unbedingt mit Bottas weitermachen wollte. Doch die Erfolge kamen 2015 und 2016 nicht mehr wie am Fließband. Rückenprobleme verhinderten sogar seinen Start beim Australien-Grand-Prix. Trotzdem untermauerte er mit drei Podiumsbesuchen in zwei Jahren seine Ambitionen auf ein Topcockpit, die ihren Ausdruck in Gerüchten um eine Ferrari-Offerte fanden, ehe sich Mercedes sowie Freund und Förderer Wolff Bottas schnappten.

Im Teamduell mit Lewis Hamilton erwartete Bottas 2017 eine Saison mit Höhen und Tiefen: Einige Fahrfehler, Unfälle und unerklärliche Set-up-Probleme verhagelten sein Jahr, mit einem schlechten Auto kam er aber besser klar als der spätere Weltmeister. Bottas holte in Russland seinen ersten Sieg und ließ zwei weitere folgen. Die Vertragsverlängerung hatte er mit einer Podiumsserie im Sommer eingetütet.

2018 und 2019 mischte Bottas jeweils erneut im Titelkampf mit, erwischte sogar bessere Saisonstarts als seine direkten Konkurrenten. Dann aber hakte es in beiden Fällen bei der Konstanz, sodass Bottas - erstmals überhaupt WM-Spitzenreiter - erst die Initiative und dann die Führung in der Gesamtwertung verlor. Am Ende unterlag er jeweils klar.

2020 lief es nicht anders: Wieder startete Bottas gut in die Saison, gewann gleich das erste Rennen in Spielberg. Bis zum nächsten Bottas-Sieg in Sotschi aber hatte sein Mercedes-Teamkollege Hamilton bereits sechs Mal gewonnen und befand sich damit klar auf Titelkurs, den er vorzeitig und deutlich für sich entschied. Und Bottas setzte sich im Kampf um P2 in der Gesamtwertung am Ende nur um sieben Punkte gegen Red-Bull-Mann Max Verstappen durch, der fünf Mal ausgefallen war. Bottas indes hatte nur drei Mal nicht gepunktet.

Für 2021 hatte Bottas wieder nur einen Einjahresvertrag bei Mercedes erhalten, und er stand von Anfang an unter Druck: Einerseits brillierte sein Teamkollege Hamilton von Beginn an im Mercedes W12, andererseits fuhr Bottas Hamilton und dessen Red-Bull-Rivalen Max Verstappen häufig deutlich hinterher. Und gleichzeitig drängte sich Mercedes-Junior George Russell für höhere Aufgaben auf. Bottas schaffte zwar neun Mal den Sprung auf Platz drei und wurde einmal Zweiter, es gelang ihm aber nur ein Sieg. All das war Mercedes im fünften Jahr der Zusammenarbeit zu wenig: Bottas musste sich neu orientieren.

Mangels besserer Alternativen unterschrieb der Finne für 2022 und darüber hinaus bei Alfa Romeo, wo er seinen Landsmann Kimi Räikkönen ersetzte. Für Bottas war das ein Neuanfang: Erstmals galt er als klare Nummer eins im Team, weil Guanyu Zhou als Formel-1-Neuling über keine Erfahrung verfügte. Außerdem hat Bottas bei Alfa Romeo im Gegensatz zu den Mercedes-Jahren einen Vertrag über mehrere Saisons und damit mittelfristig Jobsicherheit. All das schlug sich 2022 in einem "neuen" Bottas nieder, der entspannter und befreiter wirkte als zu seiner Mercedes-Zeit. Und mit seinen Ergebnissen übertraf er vor allem in der ersten Saisonhälfte die meisten Erwartungen: Praktisch im Alleingang trug Bottas sein Team Alfa Romeo zu P6 in der Konstrukteurswertung, ein echtes Ausrufezeichen. Die zweite Saisonhälfte dagegen fiel deutlich ab, genau wie Alfa Romeo im Vergleich zur Konkurrenz. Es reichte trotzdem hauchdünn gegen Aston Martin und für Bottas zu WM-Rang zehn.

2023 aber ging nicht viel vorwärts: Bei Alfa Romeo stagnierte die Entwicklung, das Team rutschte zurück in den Tabellenkeller. Bottas selbst holte im Saisonverlauf nur zehn Punkte, hatte aber erneut seinen Teamkollegen Zhou gut im Griff. Parallel zu seinem Formel-1-Fahren baute sich Bottas immer neue kommerzielle Standbeine abseits des Motorsports auf, wohl mit Blick auf das Karriereende, das bisher aber nicht beschlossene Sache ist. Denn auch 2024 fährt Bottas für Sauber in der Formel 1.

Die Ehefrau an Bottas' Seite war bis 2019 Emilia. Noch als Emilia Pikkarainen war die Blondine eine erfolgreiche Schwimmerin gewesen und hatte an den Olympischen Spielen in Peking und London teilgenommen. Dann aber trennte sich das Paar plötzlich und ließ sich scheiden. Begründung: Bottas wollte sich ganz auf seine Formel-1-Karriere konzentrieren. Kurios: Nur wenige Monate nach der Trennung stellte Bottas mit der Radsportlerin Tiffany Cromwell eine neue Freundin vor, die ihn seither zu den Rennen begleitet.

Inzwischen ist Bottas an einer Kaffeerösterei beteiligt, hat eine eigene Gin-Marke aufgebaut und sorgt mit (N-) Aktbildern auf Jahreskalendern für Aufsehen - und Spenden für den guten Zweck. Berühmt ist inzwischen auch seine Vokuhila-Frisur mit Schnauzbart unter der Nase. Zu Mercedes-Zeiten wäre dieser Look noch undenkbar gewesen.