Die GP2 nach Formel-1-System: Gasly wäre nicht Meister!

Würde man in der GP2-Serie nach dem Formel-1-System fahren, wäre Pierre Gasly nicht Meister geworden - Zusatzpunkte retten dem Franzosen die Krone

(Motorsport-Total.com) - Die GP2-Serie gilt als letztes Sprungbrett in die Formel 1 und hat schon viele Features der Königsklasse übernommen: Von Pirelli-Reifen bis DRS können sich die Nachwuchspiloten im Rahmen der Königsklasse ins Rampenlicht stellen und sich somit bestmöglich auf den Aufstieg vorbereiten. Doch eines hat die Serie nicht mit der großen Schwester gemein: das Punktesystem!

Titel-Bild zur News: Pierre Gasly

Pierre Gasly brauchte die Zusatzpunkte, um den GP2-Titel 2016 zu holen Zoom

Wäre das 2016 wie in der Formel 1 gewesen, dann hätte es einen anderen Champion als Pierre Gasly gegeben: nämlich seinen Prema-Teamkollegen Antonio Giovinazzi. Der Italiener holte in den Hauptrennen der Serie 133 Zähler und damit sechs mehr als der neue Meister. Allerdings muss ein GP2-Pilot auch in den Sprintrennen am Sonntag mit umgekehrter Startaufstellung glänzen, um den Titel zu gewinnen.

Hat Pierre Gasly den Titel gegen Giovinazzi also mit den besseren Sprintergebnissen geholt? Überraschenderweise nein! Auch in den Rennergebnissen am Sonntag hatte der Red-Bull-Junior das Nachsehen gegenüber seinem Teamkollegen. Giovinazzi holte in den Läufen, bei denen die Top 8 des Vortages in umgekehrter Reihenfolge starten, 66 Zähler, Gasly "nur" 64. Somit hat Gasly in beiden Ergebnislisten verloren.

Zusatzpunkte bringen Gasly den Titel

Ein anderes Feature, das es in der Formel 1 nicht gibt, hat dem 20-Jährigen 2016 die Meisterschaft beschert: Zusatzpunkte. In der GP2-Serie gibt es vier Punkte für den Sieger der Qualifikation und weitere zwei Punkte für den Top-10-Fahrer mit der schnellsten Runde in jedem einzelnen Rennen. Weil Gasly mit fünf Pole-Positions und vier schnellsten Rennrunden genügend Zähler sammelte, konnte er Giovinazzi (zwei Poles, zwei schnellste Rennrunden) noch überflügeln. Das gab es übrigens schon einmal: 2008 holte so Timo Glock den Titel vor Lucas di Grassi.

Antonio Giovinazzi

Geschlagen: Antonio Giovinazzi lag in den Rennergebnissen eigentlich vorne Zoom

Dabei hätte Gasly den Titel eigentlich schon über die Rennergebnisse einsacken müssen, wenn nicht so viel schiefgegangen wäre: "Auf dem Red-Bull-Ring steckte ich in Führung liegend im Kies, in Monza lag ich vorne, als das Safety-Car kam und meinen Sieg ruinierte, und in Hockenheim gab es das Problem mit dem Feuerlöscher (wofür er disqualifiziert wurde; Anm. d. Red.)", schildert er seine Achterbahnfahrt.

Hinzu kam, dass seine Mutter drei Monate im Krankenhaus lag und er nach Silverstone zweieinhalb Monate mit einem gebrochenen Wirbel fahren musste. "Die Saison war mental und körperlich wirklich hart", sagt Gasly. "Ehrlich, ich könnte ein Buch über meine Saison schreiben. So viele Dinge sind passiert, aber wir haben nie zu kämpfen aufgehört." In Abu Dhabi krönte er sich dann schließlich zum Meister.

Jordan King Sieger der Sprintwertung

Übrigens wäre das Feld auch hinter den beiden Meisterschaftskandidaten mit dem normalen Formel-1-System durchmischt worden. Sergei Sirotkin (ART) würde mit 90 Punkten nämlich nur den fünften statt den dritten Rang belegen. Vor ihm hätten sich noch Raffaele Marciello (Russian Time/110) und auch Norman Nato (Racing Engineering/94) klassiert.


Fotostrecke: Alle Meister der Formel 2/GP2 seit 2005

Betrachtet man die Sprintwertung einzeln, liegt etwas überraschend Natos Teamkollege Jordan King vorne, der mit zwei Sonntagssiegen insgesamt 68 Zähler holte. Sein Landsmann Alex Lynn (DAMS/67) kommt mit drei Sprinterfolgen auf einen Zähler weniger, Giovinazzi (66) liegt mit einem weiteren Zähler weniger auf Rang drei vor Gasly (64). Der Franzose holte dafür mit 28 die meisten Zusatzpunkte vor Sirotkin (18) und Giovinazzi (12).

Die Top 10 nach Formel-1-System (Hauptrennen):
1. Antonio Giovinazzi - 133
2. Pierre Gasly - 127
3. Raffaele Marciello - 110
4. Norman Nato - 94
5. Sergei Sirotkin - 90
6. Artjom Markelow - 66
7. Mitch Evans - 66
8. Oliver Rowland - 64
9. Luca Ghiotto - 62
10. Alex Lynn - 57

Die Top 5 der Sprintwertung:
1. Jordan King - 68
2. Alex Lynn - 67
3. Antonio Giovinazzi - 66
4. Pierre Gasly - 64
5. Sergei Sirotkin - 51

Die Top 3 der meisten Zusatzpunkte:
1. Pierre Gasly - 28
2. Sergei Sirotkin - 18
3. Antonio Giovinazzi - 12

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