Wenn ein Duell eskaliert: Böses Blut zwischen Palmer und Nasr

Das Duell zwischen Jolyon Palmer und Felipe Nasr in Ungarn war hochklassig, doch danach flogen mächtig die Fetzen: Von Heulen und unfairen Attacken

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich sollte die Podiumszeremonie dazu da sein, um die drei Erstplatzierten eines Rennens zu feiern, doch beim Sprintrennen der GP2 in Budapest gab es am Sonntag böses Blut zwischen Jolyon Palmer und Felipe Nasr zu erleben. Freuen konnten sich beide über ihre Positionen zwei und drei hinter Sieger Stoffel Vandoorne (ART) nicht, stattdessen war ihr Zweikampf bei beiden noch in den Köpfen.

Titel-Bild zur News: Felipe Nasr, Jolyon Palmer

Felipe Nasr beschuldigt Jolyon Palmer, er habe ihn von der Strecke geschoben Zoom

Schon früh im Rennen versuchte Palmer an seinem Meisterschaftsrivalen vorbeizugehen. Dabei ließ er sich in Kurve 1 weit nach außen treiben und ließ Nasr nur wenig Platz, was dieser nicht auf sich sitzen lassen wollte. Am Funk beschwerte sich der Carlin-Pilot über den Briten, nachdem er sich schon am Vortag über ein ähnliches Manöver des Meisterschaftsführenden echauffiert hatte.

Auf dem Podest griff Palmer seinen ehemaligen Teamkollegen dann direkt an und bezichtigte ihn der "ständigen Heulerei". Doch das ließ Nasr nicht auf sich sitzen: "Ich heule nicht. Ich habe einfach nur ein besseres Fahren von ihm erwartet, weil er das Gleiche schon am Samstag gemacht hat, indem er ein anderes Fahrzeug von der Strecke geschoben hat. Diese Art des Fahrens ist nicht fair, wenn man um den Titel kämpft."

Rennkommissare greifen nicht ein

"Wenn ich die Tür offen lasse, dann erwarte ich das Gleiche auch von ihm", ergänzt der Brasilianer zu dem aus seiner Sicht illegalen Manöver in der ersten Kurve. "Aber das passiert bei ihm nicht." Doch Palmer winkt ab: "Ich habe das ganze Jahr noch niemanden berührt. Ich bin ein bisschen weit rausgekommen und es gab keinen Platz mehr für ihn. Ich bin innen, ich bleibe auf meiner Linie. Es ist ein ganz normaler Racing-Move."

Auch die Rennkommissare waren der gleichen Ansicht und bestraften den Briten nicht: "Es überrascht mich nicht, dass es von den Stewards durchgewunken wurde, weil es komplett normales Racing ist", verteidigt sich der DAMS-Pilot. Stattdessen würde das gefährliche Fahren eher vom Brasilianer ausgehen: "Ich bin auf die Innenseite gefahren, und in der Bremszone ist er stark rübergezogen. Niemand macht das in der Bremszone, weil man weiß, dass es gefährlich ist - er schon."

Stoffel Vandoorne, Jolyon Palmer, Felipe Nasr

Fröhlich sah auf dem Podium keiner der Beteiligten wirklich aus Zoom

Die Diskussionen zwischen den beiden Meisterschaftsanwärtern überschatten das eigentlich so grandiose Duell am Hungaroring. Über mehrere Runden kämpften die beiden Piloten im Hauptrennen bis aufs Messer und ließen sich keinen Zentimeter Platz. Immer wieder konnte Nasr die Attacken von Palmer abwehren und das erste gelungene Überholmanöver des Briten sogar wenige Kurven später wieder kontern.

Palmer findet es schade

Doch schließlich gelang es dem DAMS-Piloten, sich in der ersten Kurve in letzter Sekunde an Nasr vorbeizuquetschen, bevor das Safety-Car wegen eines Unfalls auf die Strecke geschickt wurde und einen möglichen Gegenangriff des Brasilianers im Keim erstickte. Am Sonntag benötigte Palmer nur einen Versuch, doch erneut war Nasr von der Vorgehensweise nicht begeistert, was sich dann auf dem Podest entlud, was Palmer schade findet.

"Ich habe das Racing mit Felipe an diesem Wochenende sehr genossen", erklärt der Brite hinterher via 'Twitter'. "Ich versuche immer, hart aber fair zu fahren, daher ist es wirklich schade, wie sich die Dinge im Anschluss entwickelt haben." Durch die beiden Überholmanöver konnte Palmer seinen Vorsprung in der Meisterschaft vergrößern. Vier Rennwochenenden vor dem Ende liegt der Brite 43 Zähler vor Nasr.