24h Daytona 2018: Cadillac siegt mit Distanzrekord

Action Express gewinnt die 24 Stunden von Daytona 2018 mit neuem Distanzrekord - Ford in der GTLM unschlagbar - Fernando Alonso beendet sein erstes 24h-Rennen

(Motorsport-Total.com) - Filipe Albuquerque, Christian Fittipaldi und Joao Barbosa sind die neuen Rekordhalter bei den 24 Stunden von Daytona. Sie gewannen auf ihrem Cadillac DPi-V.R #5 die 56. Ausgabe des US-Klassikers in Florida und legten dabei 808 Runden zurück, was 4.629,84 Kilometern entspricht. Damit haben sie den alten Rekord von Rolf Stommelen, John Paul sen. und John Paul jun. aus dem Jahr 1982 geknackt. Diese legten damals 4.443,334 Kilometer zurück. Die Strecke verfügte zu jenem Zeitpunkt bereits über die Bus-Stopp-Schikane, verfügte aber im Infield über einen leicht abgewandelten Verlauf. (Die 24h von Daytona 2018 in der Chronologie)

Titel-Bild zur News: Filipe Albuquerque

Cadillac triumphiert bei den 24 Stunden von Daytona 2018 Zoom

Der Sieg des Action-Express-Cadillacs #5 (Fittipaldi/Albuquerque/Barbosa) war souverän herausgefahren. Der Caddy #5 war das einzige Fahrzeug aus der Prototypen-Kategorie, das das gesamte Rennen über ohne Probleme geblieben ist. Zum Distanzrekord verholfen hat auch die ungewöhnlich niedrige Anzahl an Gelbphasen. Nur viermal musste das Rennen neutralisiert werden. Andere Ausgaben des Rennens hatten so viele Gelbphasen schon einmal in einer Stunde. (Ergebnis der 56. Ausgabe der 24 Stunden von Daytona)

Durch die wenigen Gelbphasen hatte das Rennen einen ganz anderen, wesentlich flacheren Spannungsbogen, als man es von den 24 Stunden von Daytona gewohnt ist. Auch frühe Defekte wurden bestraft, denn anders als sonst konnte man nur selten Runden durch Boxenstopps unter Gelb zurückgewinnen. Das sorgte für ein ungewöhnlich weit auseinandergezogenes Feld.

Nur Acura konnte Cadillac Paroli bieten

Cadillac war die bestimmende Kraft bei den 24 Stunden von Daytona 2018. Das wurde bereits in der ersten Stunde klar, als sich die Boliden von Action Express, Wayne Taylor Racing und Spirit of Daytona Racing teils spektakulär bekämpften. Allerdings sollte nur Fahrzeug #5 ohne Probleme durchkommen. Die Teamkollegen #31 - Mike Conway, Eric Curran, Felipe Nasr und Stuart Middleton - fuhren nach Problemen mit dem Kühlsystem auf Platz zwei mit 1:10 Minuten Rückstand ins Ziel ein. Mehrmals musste die gesamte Kühlflüssigkeit gewechselt werden.

Weil aber andere Fahrzeuge noch wesentlich größere Probleme hatten, reichte es noch zu Rang zwei und einem Doppelerfolg für Action Express Racing. Der letzte Podiumsplatz ging an den Core-Oreca #54 von Romain Dumas, Loic Duval, Colin Braun und Jon Bennett nach LMP2-Regularien. Dieser fuhr ein unauffälliges Rennen ohne zu große Verzögerungen, doch die LMP2-Boliden konnten den Cadillacs nicht gefährlich werden.

Die einzigen, die das konnten, waren die Penske-Acuras. Doch auch die US-amerikanische Vorzeigemannschaft musste Lehrgeld zahlen. Dass zu Beginn des Rennens beim Penske-Acura #7 (Castroneves/Taylor/Rahal) die Tür offen stand, war noch eines der kleineren Probleme. Das Trio kämpfte mehr als zwölf Stunden lang mit den Cadillacs um die Spitze, musste aber durch eine Kollision mit dem Cadillac #31 in den frühen Morgenstunden eine lange Reparaturpause einlegen, die 23 Runden kostete.

Das Schwesterfahrzeug geriet ebenfalls mit dem Action-Express-Caddy #31 aneinander, was Letzterem eine Strafe einbrachte. Knackpunkt war eine lange Reparaturpause nach rund 14 Stunden, die 24 Runden kostete. Die Lichtmaschine am Acura ARX-05 DPi hatte den Geist aufgegeben. Penske beendete das Rennen auf den Plätzen neun (#7) und zehn (#6).


Fotos: IMSA: 24h Daytona 2018


Alonso-Auto sieht Zielflagge nach Problemen

Fernando Alonso und seine Teamkollegen Lando Norris und Phil Hanson bissen sich durch und beendeten das Rennen. Allerdings verlor der United-Autosports-Ligier #23 viel Zeit. Zunächst fing sich Hanson einen Reifenschaden hinten rechts ein - ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch das ganze Rennen zog und für Diskussionen sorgen wird. Zusätzlich musste der Ligier JS P217 mehrfach am Bremssystem repariert werden, was viele Runden kostete. Erst fünf Minuten vor Schluss ging der Bolide wieder auf die Strecke und fuhr eine Ehrenrunde.

Für Alonso, Norris und Hanson wurde es so der 38. Platz im Gesamtklassement und Position 13 bei den Prototypen. Alonso nimmt es gelassen: "Leider gab es dann ein Bremsproblem. Es war das erste Mal, dass diesem Team so etwas widerfahren ist. Wir haben 40 Minuten verloren. Später gab es dann noch ein Problem mit dem Gaspedal und ein erneutes Bremsproblem. Beide Bremsprobleme, die wir hatten, traten in Kurve 1 auf. Das war nicht gerade lustig. Dem Team ist letzten Endes wohl ein Podestplatz durch die Lappen gegangen."

Konkurrenzfähig war der Ligier auf der Highspeedstrecke nicht. Das war schon im Vorjahr so. Doch durch die vielen Probleme bei der Konkurrenz war der dritte Platz realistisch. Kurzzeitig hatte Alonso sogar Führungsarbeit geleistet, was aber dem Boxenstopprhythmus geschuldet war. Der Formel-1-Superstar ist zufrieden: "Im Rennen kam das Lachen auf die Gesichter - bis die Probleme anfingen. Wir waren der schnellste Ligier und das war ein gutes Gefühl. Ich hatte richtig Spaß und die Zusammenarbeit mit dem Team war hervorragend."

Die Teamkollegen #32 (Senna/di Resta/Owen/de Sadeleer) hatten jenen Podiumsplatz ebenfalls vor Augen, doch ein Kupplungsdefekt kostete drei Runden, sodass es letztlich Platz vier wurde.

Waterloo für Mazda und Nissan

Die beiden verbliebenen DPi-Hersteller, Mazda und Nissan, erlebten ein Debakel auf ganzer Linie. Kein Nissan DPi und kein Mazda RT24-P sahen die Zielflagge. Das Joest-Team erlebte eines der schlimmsten Rennen der Teamgeschichte beim Debüt mit Mazda. Nach unzähligen Problemen, Reifenschäden und Dramen brannte schließlich der Joest-Mazda #55 (Tincknell/Pigot/Bomarito) spektakulär kurz nach Sonnenaufgang ab. Das Schwesterfahrzeug #77 (Rast/Jarvis/Nunez) wurde aus Sicherheitsgründen kurze Zeit später zurückgezogen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Extreme Speed Motorsports schon zusammengepackt. Die Nissans zeigten zwar zwischenzeitlich mit starkem Speed auf und konnten bisweilen sogar die Cadillacs unter Druck setzen. Doch es haperte an der Zuverlässigkeit: Der ESM-Nissan #2 (Sharp/Dalziel/Pla) blieb mit Getriebeschaden stehen, bei der #22 (Derani/van Overbeek/Lapierre) streikte der Motor nach etwa 13 Stunden. Auch die Nissans wurden von mehreren Reifenschäden hinten rechts heimgesucht.

Selbst die Cadillacs waren nicht unfehlbar: Spirit of Daytona Racing #90 (McMurry/Vautier/Cheever) und Wayne-Taylor-Cadillac #10 (Taylor/van der Zande/Hunter-Reay) wurden ebenfalls heimgesucht. Wayne Taylor wird voraussichtlich ein ernsthaftes Gespräch mit Continental führen, denn die #10 wurde mit Abstand am häufigsten von der Reifenschaden-Seuche heimgesucht. Letztlich wurde das Fahrzeug nach unzähligen Plattfüßen aus Sicherheitsgründen zurückgezogen. So nutzten zahlreiche LMP2-Teams die Gunst der Stunde und belegten die Positionen drei bis acht.

200. Sieg für Chip Ganassi Racing

In der GTLM-Kategorie drehte sich alles um die Ford GT, die das Geschehen von Beginn an unter Kontrolle hatten. Die Frage war letztlich nur, welche Fahrerpaarung den historischen 200. Triumph für Ganassi davontragen sollte. Die beiden Flundern von Sebastein Bourdais, Joey Hand und Dirk Müller (#66) sowie Ryan Briscoe, Scott Dixon und Richard Westbrook (#67) wechselten sich an der Spitze immer wieder ab.

Der entscheidende Führungswechsel spielte sich bereits etwa zwei Stunden vor Rennende ab. Da übernahm die #67 die Spitze, die Richard Westbrook anschließend ausbaute. Ryan Briscoe musste es nur noch zu Ende bringen und verwandelte gekonnt. "Ein verrückter Meilenstein für Ganassi!", jubelt Ganassi-Legende Scott Dixon, der passenderweise Teil des Siegerteams war.

Chip Ganassi ergänzt: "Wir lagen die ganze Zeit über auf den ersten beiden Positionen. Da will man es natürlich nicht aus der Hand geben. Es gibt einen Unterschied zwischen nicht gewinnen und verlieren. Es freut mich riesig für die Ford Motor Company und alle hier im Team, sei es IMSA, WEC, IndyCar oder NASCAR."

Nichts zu holen für deutsche Hersteller

Die einzigen nennenswerten Gegner kamen auf dem Corvette-Lager. Der Corvette #3 (Magnussen/Garcia/Rockenfeller) gelang es, zwei in der Nacht verlorene Runden durch Gelbphasen am Sonntagmorgen wieder aufzuholen. 90 Minuten vor Schluss war jedoch Schluss mit dem Duell der beiden US-amerikanischen Marken. Die Corvette musste noch einmal die Bremsbeläge wechseln lassen. Da keine Gelbphase mehr ausgerufen wurde, war der Rückstand nicht mehr aufzuholen. Es blieb Rang drei, gefolgt vom Schwesterfahrzeug #4 (Fässler/Gavin/Milner).

Der Porsche #911 (Pilet/Tandy/Makowiecki) hatte den Speed, den es gebraucht hätte, um Ford zu ärgern, aber nicht das nötige Fortune. Gleich zweimal krachte der Mittelmotor-Elfer in der Nacht in der Bus-Stopp-Schikane in die Reifenstapel. Die Reparaturen warfen das Fahrzeug auf Rang acht zurück. Der andere von Core Autosport eingesetzte Porsche, Fahrzeug #912 (Bruni/Bamber/Vanthoor), hatte nicht den Speed und belegte die sechste Position hinter den beiden Fords, den beiden Vetten und dem Risi-Ferrari #62 (Calado/Vilander/Rigon/Pier Guidi).

Für BMW lief es das ganze Wochenende über nicht rund. Der M8 GTE zeigte bei seinem Debüt noch nicht den nötigen Speed. BMW beklagte sich heftig über die Balance of Performance, die Konkurrenz verwies darauf, dass den RLL-Boliden schon große Zugeständnisse gemacht wurden. Zu allem Überfluss erlitt auch die #25 (Auberlen/de Phillippi/Eng/Sims) in der Nacht einen Reifenschaden vorne rechts, der die Seitenpartie kräftig in Mitleidenschaft zog. Es blieb der neunte und letzte GTLM-Platz. Der M8 #24 (Krohn/Edwards/Catsburg/Farfus) fuhr ohne größere Probleme durch und wurde Siebter.

Erster Lamborghini-Sieg bei einem 24-Stunden-Rennen

In der GTD-Kategorie deutete alles nach 24 Stunden Aussieb-Wettbwerb auf einen Showdown hin zwischen dem Grasser-Lamborghini #11 von Mirko Bortolotti, Rolf Ineichen, Rik Breukers und Franck Perera und dem Riley-Mercedes #33 von Jeroen Bleekemolen, Ben Keating, Adam Christodoulou und Luca Stolz. Doch die Zuschauer wurden enttäuscht: Zehn Minuten vor Schluss musste der Mercedes zu einem Splash an die Box kommen, womit das Rennen entschieden war. Lamborghini feierte damit seinen ersten Sieg in einem 24-Stunden-Rennen.

Platz zwei erbte der Michael-Shank-Acura #86 (Allmendinger/Parente/Legge/Hindman), der dritte Rang ging an einen weiteren Lamborghini, den Huracan #48 (Miller/Sellers/Snow/Caldarelli). Der Riley-Mercedes wurde letztlich Vierter.

Die favorisierten Ferrari 488 GT3, die noch das Qualifying dominiert hatten, eliminierten sich selbst jeweils spektakulär. Nach nicht einmal zwei Stunden fing der Risi-Ferrari #82 (Molina/Perez de Lara/Creel/Fuentes/Griffin) auf dem Boxenplatz Feuer und war aus dem Rennen. Nicht weniger spektakulär war der Abgang des Spirit-of-Race-Ferraris #51 (Dalla Lana/Lamy/Lauda/Serra). Paul dalla Lana flog mit diesem nach 18,5 Stunden in der Bus-Stopp-Schikane ab. Bei den Vorfällen wurde niemand ernsthaft verletzt.

Rolf Ineichen, Mirko Bortolotti

Zoom

Besonders bitter für den kanadischen Geschäftsmann: Die "Fremdgänger", die eigentlich in Aston-Martin-Modellen sitzen, lagen zu diesem Zeitpunkt aussichtsreich in der Spitzengruppe. Schon beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2015 hatte Paul dalla Lana einen sicheren Klassensieg für Aston Martin in einer Schikane mit einem Fahrfehler weggeworfen. Bester Ferrari wurde schließlich der Scuderia-Corsa-488er #64 (Sweedler/Bell/Montecalvo/Bird) auf Platz fünf.

Kurios: Unfall in der Einführungsrunde

Über weite Strecken des Rennens führte der Land-Audi #29 (Mies/K. van der Linde/S. van der Linde/Schmidt) das Rennen an. Bei Halbzeit gab es jedoch schlechte Nachrichten für Christian Land und Co.: Weil der Benzindurchfluss beim Nachtanken zu hoch war, setzte es eine Fünf-Minuten-Strafe. Die verlorene Zeit konnte die Audi-Truppe zunächst durch Ausnutzen der wenigen Gelbphasen wieder wettmachen. Am Ende war es ein Reifenschaden kurz vor Schluss, der das Quartett auf Rang sieben hinter den Magnus-R8 #44 (Winkelhock/Lally/Potter/Davis) zurückwarf.

Die GTD-Klasse sah auch einen der kuriosesten Unfälle in der Geschichte der 24 Stunden von Daytona und wahrscheinlich aller 24-Stunden-Rennen generell: Noch in der Einführungsrunde verunfallte der Wright-Porsche #58 (Long/Nielsen/Renauer/Jaminet) mit Robert Renauer am Steuer. Das Team glaubt, dass ein Aufhängungsdefekt Schuld an dem Unfall war. Allerdings lässt sich nicht genau sagen, ob dieser Schaden Ursache oder Wirkung des Unfalls war. Wright Motorsports bewies Sportsgeist: Nach zweieinhalb Stunden Reparatur nahm der Porsche 911 GT3 R das Rennen auf und beendete es als vorletztes Fahrzeug auf Platz 41.

Mit den 24 Stunden von Daytona ist der Auftakt zur IMSA SportsCar Championship 2018 gemacht. Weiter geht es am 18. März mit dem nächsten US-Klassiker, den 12 Stunden von Sebring.

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