IndyCar Indianapolis-GP: Alex Palou gewinnt und übernimmt Tabellenführung

Ganassi-Pilot Alex Palou wiederholt auf dem Indianapolis-Rundkurs seinen Vorjahressieg und geht damit als Tabellenführer in den Fahrbetrieb zum Indy 500

(Motorsport-Total.com) - Alex Palou, der die zurückliegende IndyCar-Saison quasi im Alleingang dominiert hatte, meldet in der Saison 2024 mit Nachdruck Ansprüche an, seinen Titel erfolgreich verteidigen zu wollen. Beim Grand Prix von Indianapolis, der am Samstag auf dem Infield-Rundkurs des Indianapolis Motor Speedway ausgetragen wurde, erzielte Palou am Steuer des #10 Ganassi-Honda genau wie im Vorjahr seinen ersten Saisonsieg. (Fotos: IndyCar auf dem Indianapolis-Rundkurs)

Titel-Bild zur News: Alex Palou

Erster echter Saisonsieg 2024 für Alex Palou (Ganassi-Honda) Zoom

Genau genommen ist es für Palou bereits der zweite Sieg im Jahr 2024, aber der erste, für den er auch Punkte bekommt. Im März hatte er beim nicht zur Meisterschaft zählenden All-Star-Race auf der Rennstrecke The Thermal Club in Palm Springs (Kalifornien) triumphiert. Auf dem Indianapolis-Rundkurs hat er nun mit seinem ersten echten Saisonsieg auch gleich die Tabellenführung an sich gerissen.

Als Zweiter hinter Sieger Alex Palou kam Will Power (Penske-Chevrolet) ins Ziel. Der Australier wartet zwar schon seit fast zwei Jahren auf einen weiteren Sieg (damals in Detroit), fährt aber seit Saisonbeginn in ähnlich starker Form wie in seinem Titeljahr 2022. Als Dritter kam am Samstag Christian Lundgaard (Rahal-Honda) ins Ziel und machte das Podium komplett. (Ergebnis: IndyCar auf dem Indianapolis-Rundkurs)

Palou auf Pole - Chaos beim Start, aber kein Gelb

Am Freitag, dem Tag vor seinem ersten Saisonsieg, eroberte der zweimalige und amtierende IndyCar-Champion Alex Palou seine erste Pole der Saison 2024. Christian Lundgaard startete am Samstag neben Palou aus der ersten Reihe.

Die zweite Startreihe war mit Will Power und Josef Newgarden komplett in Penske-Hand. Hingegen startete der als Tabellenführer angereiste Colton Herta (Andretti-Honda) nur von der 24. Position. Im Q1-Segment des Qualifyings am Freitag war er mit leerem Tank stehengeblieben.

Beim Start des Rennens am Samstag hielt in Kurve 1 zunächst Alex Palou die Führung, während es im Mittelfeld chaotisch wurde. Allen voran der von P13 gestartete Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) wurde in der ersten Kurvenkombination eingeklemmt, und zwar zwischen Felix Rosenqvist (Shank-Honda) und Rinus VeeKay (Carpenter-Chevrolet). Zahlreiche andere wichen dem Chaos über das Gras aus.

Eine Gelbphase wurde nicht ausgerufen. An der Spitze wurde Alex Palou schon nach einer halben Runde von Christian Lundgaard abgelöst. Der Rahal-Pilot kam vor dem Ganassi-Piloten aus der ersten der 85 Runden zurück. Ihnen auf den Fersen waren anfangs drei Fahrer, die zusammengerechnet zehn IndyCar-Titel auf dem Konto haben: Will Power, Scott Dixon, Josef Newgarden.

Lundgaard und Palou wechseln sich an der Spitze ab

Die Penske-Piloten Power und Newgarden kamen in Reihen der Spitzengruppe als erste zum ersten Boxenstopp. Dabei ließ Power von den harten auf die weichen Reifen umrüsten. Spitzenreiter Lundgaard, der kurz darauf stoppte, verfolgte die gleiche Strategie.

Alex Palou hingegen, der zeitgleich mit Lundgaard an der Box war, hatte das Rennen auf den weichen Reifen begonnen und ließ beim ersten Stopp auf die harten umrüsten. Er verfolgte damit jene Strategie, die Josef Newgarden vorgelegt hatte.

Auf der Runde aus der Box heraus duellierte sich Palou mit Power, wobei sich der Australier für den Moment durchsetzte. Unterdessen fuhr Lundgaard zunächst beiden auf und davon. Derjenige, der den ersten Boxenstopp am längsten hinauszögerte, nämlich bis in die 23. Runde, das war Lundgaards Rahal-Teamkollege Pietro Fittipaldi. Für den Brasilianer brachte dieses Strategie letztlich P14 im Endergebnis.

Im Kampf um die Führung gelang es Will Power, den Rückstand auf Spitzenreiter Christian Lundgaard bis zum zweiten Boxenstopp deutlich zu reduzieren. Bei Penske setzte man für Power weiterhin auf die weiche Reifenmischung, bei Rahal aber setzte man für Lundgaard auf die harte. Bei Lundgaards Herausfahrt aus der Boxengasse wären die beiden direkt aufeinander getroffen, wenn Power nicht ein wenig von Marcus Ericsson (Andretti-Honda) aufgehalten worden wäre.

Größter Profiteur des zweiten Boxenstopp-Durchgangs war aber nicht Lundgaard, sondern Alex Palou. Er kam nach Umrüstung auf frische harte Reifen knapp vor Lundgaard auf die Strecke zurück. Damit war die Reihenfolge aus der ersten halben Runde wiederhergestellt. Und in dieser Phase war es nun Palou, der in freier Fahrt dem Feld davonzog.

Mangels einer passenden Gelbphase wurde auch der letzte der drei routinemäßigen Boxenstopps unter Grün eingelegt. Für den letzten Stint im Rennen ließen in der Spitzengruppe allesamt weiche Reifen aufziehen. Im Falle von Will Power war dieser Reifensatz aber kein frischer, sondern einer, der er schon im Qualifying am Freitag angefahren hatte.

Bei Christian Lundgaard klappte der letzte Boxenstopp nicht perfekt. Dadurch kam Will Power am Rahal-Piloten vorbei, hatte für die letzten gut 20 Runden aber den kleinen Nachteil, dass seine Reifen nicht ganz so frisch waren wie die von Lundgaard. Alex Palou interessierte das alles wenig. Er spulte weiterhin klar in Führung liegend seine Runden ab.

Späte Gelbphase spielt McLaughlin in die Karten

19 Runden vor Schluss gab es dann doch die erste und einzige Gelbphase. Grund: Luca Ghiotto (Coyne-Honda), der sein zweites IndyCar-Rennen bestritt, stand nach einem Dreher ausgangs Kurve 10 auf der Strecke und kam nicht vom Fleck.

Penske-Pilot Scott McLaughlin, der nach dem Chaos der ersten Kurven nur als 20. geführt worden war, passte die späte Gelbphase perfekt in den Plan. Er hatte seinen letzten Boxenstopp bis dahin hinauszögern können. Den Restart nahm McLaughlin, nachdem er unter Gelb an der Box gewesen war, als Sechster in Angriff. Vor sich hatte er aus seiner Sicht Marcus Armstrong (Ganassi-Honda), Scott Dixon, Christian Lundgaard, Will Power und Spitzenreiter Alex Palou.

Auf den ersten Metern nach Wiederaufnahme des Renntempos versuchte Will Power Alex Palou die Führung abzunehmen, scheiterte aber mit seinem Angriff auf der Außenbahn von Kurve 1. So blieb es in den Top 6 bis ins Ziel bei der Reihenfolge.


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Alex Palou brachte seinen ersten Saisonsieg mit 6,6 Sekunden Vorsprung auf Will Power sicher nach Hause. Christian Lundgaard fehlten am Ende 1,4 Sekunden auf den zweiten Platz. Scott Dixon und Marcus Armstrong sorgten mit P4 und P5 für drei Ganassi-Honda in den Top 5, hatten aber zu keiner Zeit eine Chance gegen Teamkollege Alex Palou. Scott McLaughlin wurde allen voran dank der späten Gelbphase Sechster.

Für McLaughlins Penske-Teamkollege Josef Newgarden hingegen, der anfangs in den Top 5 mitgefahren war, wurde es am Ende nur der 18. Platz. Eine späte Berührung mit Jack Harvey (Coyne-Honda) war nicht hilfreich, aber auch nicht der Hauptgrund. Schon vorher war Newgarden deutlich abgefallen.

Colton Herta, als Tabellenführer nach Indianapolis gekommen, erlebte nach dem verpatzten Qualifying (Tank trocken) ein ereignisreiches Rennen, in dem er Schadensbegrenzung betrieb. In der Anfangsphase musste er nach einer unglücklichen Berührung mit Andretti-Teamkollege Marcus Ericsson einen Umweg durch das Kiesbett nehmen. Später geriet er noch mit Rinus VeeKay aneinander. Trotzdem sprang für Herta am Ende der siebte Platz heraus.

Romain Grosjean (Juncos-Chevrolet) und Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet) trugen am Samstag eine Privatfehde aus, die ihren Anfang bereits im morgendlichen Warm-Up nahm. Im Rennen gerieten die beiden früh aneinander. Am Ende wurde es für Grosjean P12, wohingegen Ferrucci aufgrund eines Defekts im Motorumfeld nicht ins Ziel kam. Es war der einzige Ausfall im 27-köpfigen Starterfeld.

Theo Pourchaire fährt Saison bei McLaren (fast) zu Ende

Bei McLaren hat Theo Pourchaire in dieser Woche die Zusage für alle restlichen Saisonrennen mit Ausnahme des Indy 500 erhalten. Der ursprünglich als Stammfahrer des #6 McLaren-Chevrolet für die IndyCar-Saison 2024 verpflichtete David Malukas wurde mittlerweile vom Team entlassen. Er laboriert noch immer an der Handverletzung seines Mountainbike-Sturzes aus dem Monat Februar.

Theo Pourchaire

Theo Pourchaire fährt alle weiteren Rennen, außer Indy 500, statt David Malukas Zoom

Für Malukas' Nachfolger Theo Pourchaire war das Rennen auf dem Indianapolis-Rundkurs am Samstag sein gerade mal drittes IndyCar-Rennen. Dieses beendete der 20-jährige Franzose, seines Zeichens aktueller Formel-2-Champion, auf dem 17. Platz, nachdem er einer derjenigen war, die dem Chaos der Startphase über das Gras ausweichen mussten.

Beim Indy 500, das als nächstes ansteht, sitzt nicht Pourchaire, sondern noch einmal Callum Ilott im #6 McLaren-Chevrolet. Der Brite, der schon in St. Petersburg und beim All-Star-Race in Palm Springs anstelle des verletzten Malukas eingesprungen war, gewann am Samstag zusammen mit Landsmann Will Stevens für Jota-Porsche die turbulenten 6 Stunden von Spa der Langstrecken-WM (WEC).

Alex Palou als Tabellenführer in den Fahrbetrieb zum Indy 500

Wie seit mittlerweile einem Jahrzehnt üblich, so ist das Rundkurs-Rennen in Indianapolis der Auftakt in den betriebsamen Monat Mai, dessen Höhepunkt das Indy 500 am letzten Sonntag des Monats ist. Die diesjährige Ausgabe des berühmtesten aller Ovalrennen wird am 26. Mai ausgetragen und wird in der langen Geschichte bereits die 108. Auflage. Trainingsbeginn ist am kommenden Dienstag (14. Mai). Das Qualifying findet am Samstag/Sonntag 18./19. Mai statt.

Als neuer Spitzenreiter der IndyCar-Gesamtwertung 2024 geht nun Alex Palou mit zwölf Punkten Vorsprung in den Fahrbetrieb auf dem 2,5-Meilen-Oval. Aktueller Tabellenzweiter ist Will Power, gefolgt von Scott Dixon und Colton Herta, die beide 25 Punkte Rückstand auf Palou aufweisen.

Das aber kann sich theoretisch bereits am Sonntag, den 19. Mai, schon wieder dahingegehend ändern, dass Palou nicht mehr alleiniger Tabellenführer ist. Denn während es bei allen anderen Rennen im IndyCar-Kalender 2024 nur einen Bonuspunkt für die Pole gibt, ist die Pole zum Indy 500 gleich zwölf Bonuspunkte wert. Damit nicht genug: Die Top 12 des Qualifyings zum Saisonhöhepunkt kassieren allesamt Punkte, und zwar anhand des Schemas 12-11-10-9-8-7-6-5-4-3-2-1.

Hingegen ist der Rennsieg auch beim Indy 500 "nur" noch 50 Punkte wert und somit gleich gewichtet wie ein Sieg bei jedem anderen Rennen im IndyCar-Kalender. In den Jahren 2014 bis 2022 hatte es beim Indy 500 doppelte Punkte gegeben, womit in diesem Zeitraum ein Sieg beim "Greatest Spectacle in Racing" gleich mal 100 Punkte wert war.