• 14.03.2017 16:59

  • von Oliver Mueller

IndyCar: Neues Aerokit löst nicht alle Probleme

In der amerikanischen IndyCar-Serie wird 2018 wieder eine einheitliche Aerodynamik eingeführt - Dadurch wird vieles, doch nicht alles besser

(Motorsport-Total.com) - Im amerikanischen Formelsport ging in den letzten Jahren nicht viel voran. Zwar waren die langjährigen Konkurrenten Champ Car und IndyCar zur Saison 2008 fusioniert, doch einen ultimativen Aufschwung hin zu den guten alten Zeiten hatte dies auch nicht wirklich gebracht.

Titel-Bild zur News: IndyCar, Aerokit, 2018, Konzept

Erste Konzeptzeichnungen für das neue Aerokit der IndyCar Zoom

Für die Saison 2012 führte die IndyCar dann einen neuen Einheits-Rennwagen ein. Mit dem DW12 genannten Modell setzte sich die italienische Firma Dallara bei einer Ausschreibung durch. Und schon bei der Bekanntgabe des Dallara-Deals hatten die damaligen Serienverantwortlichen von eigenen herstellerspezifischen Aerodynamikpaketen geträumt.

Zunächst schafften es die IndyCar-Teamchefs, sich per Abstimmung noch gegen die unterschiedlichen Kits aufzulehnen. Doch ab der Saison 2015 war es dann soweit: Die Motorenhersteller Chevrolet und Honda mussten neben den Antriebsaggregaten auch jeweils zwei Aerokits bereitstellen. Eines davon wurde für Straßenkurse, normale Rennstrecken und kurze Ovale ausgelegt; das zweite für die großen Superspeedways.

Chevrolet-Kit funktionierte besser

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass Chevrolet hier ein effizienteres Werk geschaffen hatte. Dies hatte zur Folge, dass die Honda-Teams zumeist das Nachsehen auf der Strecke hatten. Im vergangenen Jahr gewann Chevy beispielsweise 14 von 16 Rennen.

Auch optisch hatten sich die Kits von Honda jenen von Chevrolet immer mehr angenähert, sodass es von außen betrachtet recht schwer wurde, auf den ersten Blick einen Chevrolet von einem Honda zu unterscheiden. Damit war eine der ursprünglichen Intentionen zur Einführung der Kits ad absurdum geführt worden.

Kurz vor dem Saisonfinale 2016 in Sonoma kam dann die überfällige Entscheidung: Ab 2018 wird es in der IndyCar wieder eine Einheitsoptik geben. 2017 wurde als Übergangsjahr auserkoren, indem die Aerodynamik auf dem Vorjahresstand eingefroren wurden. Ab 2020 oder 2021 soll außerdem der Dallara DW12 in Rente geschickt werden.

Kit soll an die goldenen 1990er erinnern

Die neuen einheitlichen Kits sollen zunächst einmal zu geringeren Kosten für die Teams führen. Dazu kommt auch, dass einem lang ersehnten dritten Motorenhersteller die Hemmschwelle für einen IndyCar-Einstieg herab gesetzt würde.

Auch das bei vielen Fans in Kritik geratene Aussehen der IndyCar-Boliden könnte sich wieder verbessern. Denn das neue Aerokit soll wieder an die Zeit der 1990er-Jahre erinnern - eine Epoche, in welcher der amerikanische Formelsport eine regelrechte Blütezeit erlebte.

Außerdem soll ab 2018 dann auch grundsätzlich weniger Wert auf die Aerodynamik gelegt werden. Das hätte den Vorteil, dass es wieder dichteres Auffahren, besseres Überholen und somit mehr Rennaction geben würde. Abtrieb soll dann auch über einen Diffusor erzeugt werden.

Auch mehr Wert auf Mechanik und Power

Alles also in Butter, wie es scheint. Doch es gibt auch einige kritische Stimmen: "Selbst wenn man versucht, Abtrieb von der Unterseite des Autos zu generieren, wird es nicht alle Probleme lösen", gibt Ex-IndyCar-Pilot Stefan Johansson in seinem Blog zu bedenken. "Wie auch immer das Verhältnis zwischen Aero und mechanischem Grip sein wird, man wird immer ein Problem haben, wenn der Aero-Anteil höher ist."

Der Schwede hat auch schon eine Idee im Köcher: "Das Beste wäre es, das Abtriebsniveau drastisch abzusenken und mehr auf mechanischen Grip zu setzen. Außerdem müssten die Motoren mehr Leistung bekommen, sodass die Rundenzeiten auf einem ähnlichen Niveau blieben. Dann würde auch der Fahrer wieder mehr im Fokus stehen", ist er überzeugt.