Regeländerungen: Meinungen der Fahrer haben sich geändert

Die Kritik wird immer leiser: Valentino Rossi, Marc Marquez und Co. begrüßen die Einheitselektronik und die Michelin-Reifen und loben die spannenden Rennen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem sich die MotoGP-Piloten im Winter auf die Michelin-Reifen und die neue Einheitselektronik umstellen mussten, wurde immer wieder Kritik laut. Der Wechsel zur Einheits-Software von Magneti Marelli wurde als spürbarer Rückschritt eingestuft und die Charakteristik der Michelin-Reifen gefiel nur den wenigsten im MotoGP-Paddock. Doch mittlerweile haben sich die Fahrer an die neuen Gegebenheiten gewöhnt und loben die Änderungen, die sie vor wenigen Monaten noch verteufelten.

Titel-Bild zur News: Marc Marquez, Valentino Rossi

Die Rennen der laufenden Saison sind ausgeglichener und abwechslungsreicher Zoom

"Meiner Meinung nach ist es jetzt besser, denn wir konnten zuletzt sieben Sieger in den vergangenen sieben Rennen sehen. Das ist wichtig für die Meisterschaft und für die Fans. Es ist positiv", kommentiert WM-Leader Marc Marquez, der sich sehr gut auf die Änderungen einstellte. Der Honda-Werkspilot leistete sich im bisherigen Saisonverlauf die wenigsten Fehler.

"Manchmal ist die erste Reaktion anders als das Empfinden nach einer halben Saison", bemerkt Valentino Rossi, der ein Fan der Michelin-Reifen ist. Aber auch die Einheitselektronik war laut Rossi der richtige Schritt: "Die neuen Regeln funktionieren. Vor allem die Änderungen bei der ECU waren für alle von Vorteil. Es hilft, die Abstände zu verringern. Dadurch sind die Rennen besser."


Fotos: MotoGP in Misano, Pre-Events


"Zu Beginn waren die Rennen mit den Michelin-Reifen langweiliger, weil niemand überholte. Doch Michelin arbeitete intensiv, um den Vorderreifen zu verbessern", erklärt Rossi. "Die Reifen sind nun besser. Man hat eine breitere Auswahl an Reifen für die verschiedenen Fahrer und Motorräder. Ich denke, dass die Meisterschaft sehr unterhaltsam ist, was auch am wechselhaften Wetter lag."

Lorenzo befürchtet ausbleibende Entwicklungen

Teamkollege Jorge Lorenzo sieht die Änderungen kritisch: "Meiner Meinung nach gibt es Vorteile, aber auch Nachteile. Es senkt die Kosten, wenn alle die gleiche Elektronik verwenden. Es macht den Wettbewerb spannender, weil es bei der Elektronik keine Unterschiede mehr gibt", nennt er die Vorteile.

Jorge Lorenzo

Reglement 2016: Weltmeister Jorge Lorenzo erkennt Vor- und Nachteile Zoom

"Man stoppt aber auch die Evolution der Elektronik, die für die Straßenmaschinen und für die Sicherheit der Kunden wichtig wäre. Bei den Winglets ist es ähnlich. Sie steigern den Anpressdruck des Vorderrads. Das könnte auch für die Serienmaschinen interessant sein, doch man stoppt diese Entwicklung", kritisiert Lorenzo. "Unterm Strich ist es aber positiv, denn die Kosten werden gesenkt und die Rennen sind spannender."

Silverstone-Sieger Maverick Vinales stellte durch die Änderungen den Anschluss an die Spitze her. "Für Suzuki war es sehr gut, denn unsere Elektronik war im vergangenen Jahr ziemlich einfach. Yamaha, Honda und auch Ducati hatten einen Vorteil", erinnert sich der Suzuki-Pilot. "Jetzt ist alles ausgeglichener und die Meisterschaft spannender. Bei den Michelin-Reifen hat man im Rennen eine große Auswahl. Die Rennen sind dadurch unterhaltsamer. Man muss sich intensiv mit der Strategie beschäftigen."

Dovizioso lobt neue Chancengleichheit

Ducati-Werkspilot Andrea Dovizioso begrüßt die Änderungen ebenfalls. Dadurch konnte Ducati den Erfahrungsrückstand auf Honda und Yamaha eliminieren. "Ich denke, es ist positiv. Es haben mehr Fahrer die Chance, um den Sieg zu kämpfen. Doch unterm Strich hat sich mit Blick auf die WM wenig verändert", bemerkt "Dovi", der mit der Qualität der Michelin-Reifen nach wie vor unzufrieden ist: "Es ist nicht gut, wenn man durch die Reifen ein Rennen verliert. Alles sollte sich auf einem Spitzenniveau abspielen. Abgesehen davon stimme ich zu. Die Rennen sind jetzt sehr unterhaltsam."

"Ich denke, es ist nicht einfach, Regeln für diese Klasse aufzustellen", erklärt Brünn-Sieger Cal Crutchlow, der sich vorstellen kann, wie schwierig es ist, verschiedene Parteien unter einen Hut zu bringen: "Da sind die Hersteller und die Fahrer, alle wünschen sich andere Regeln. Die Dorna, die IRTA und alle Involvierten haben gute Arbeit geleistet. Man kann nie alle glücklich machen", betont der Brite.