• 17.03.2024 10:52

  • von Roland Hildebrandt

Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster (W 29): Rote Schönheit

Der 500 K Spezial-Roadster ist ein Superstar im Mercedes-Benz Museum - Jetzt wird die rote Schönheit 90 Jahre alt: Wir erzählen ihre Geschichte

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Eine alte Dame im Rampenlicht: Der 500 K Spezial-Roadster ist ein Superstar im Mercedes-Benz Museum. Was diesen 500 K so faszinierend macht? Natürlich die Farbe. Aber der Hersteller selbst sagt: "Er ist eine außergewöhnliche automobile Skulptur, deren Eleganz mühelos aus den 1930er-Jahren bis in die Gegenwart strahlt. Hier finden beste Technik, hochelegante Stilistik und luxuriöse Ausstattung zusammen." Da ist durchaus etwas Wahres dran ...

Titel-Bild zur News: Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster

Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster Zoom

Premiere hat der Mercedes-Benz 500 K auf der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung (IAMA) in Berlin vom 8. bis 18. März 1934 - vor 90 Jahren. Das Luxusautomobil steht dort als spektakulärer "Autobahnkurier" mit geschlossener, aerodynamisch optimierter Karosserie.

Der Spezial-Roadster mit zurückgesetztem Kühler ergänzt als achte und teuerste Karosserievariante im Oktober 1934 das Angebot: Er kostet 28.000 Reichsmark. Ein exorbitanter Betrag, für den es damals locker ein Einfamilienhaus in bester Lage gibt.

Das engt den Käuferkreis naturgemäß ein: Bekannte Namen aus Kultur, Showbusiness, Wirtschaft und Politik kaufen den 500 K - und schmücken sich zugleich mit diesem Fahrzeug.

Das Interieur gleicht einem edlen Salon

Der hohe Aufwand, mit dem der Spezial-Roadster gebaut wurde, lässt heute noch staunen. Das beginnt mit der Gestaltung. Die Karosserie mit den großen elegant geschwungenen Kotflügeln und der meterlangen Motorhaube entwirft der Stilist Friedrich Geiger. Heute würde man ihn Designer nennen. Nach dem Krieg entwarf er übrigens den 300 SL Flügeltürer und als letztes Projekt den W 116, die erste S-Klasse.


Fotostrecke: Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster

Das Interieur gleicht einem edlen Salon. Leder umschmeichelt Fahrer und Beifahrer, in feinster Handwerkskunst ist es als Sitzbezug und an den Türen verarbeitet. Alles ist farblich aufeinander abgestimmt. Die Hände des Fahrers greifen ein elfenbeinfarbenes Lenkrad. Der Blick fällt auf eine Armaturentafel mit Instrumenten wie aus der Uhrenmanufaktur.

Viele Kunden haben schon damals individuelle Wünsche, und so entstehen die Fahrzeuge unter der Leitung von Hermann Ahrens als Einzelanfertigungen im Sonderwagenbau im Werk Sindelfingen - eine Adresse jener Zeit für besten Karosseriebau. Die Plakette "Sindelfinger Karosserie" seitlich am Spezial-Roadster gilt als Qualitätsausweis. Heiligs Blechle quasi.

Kompressormotor mit 160 PS

Auch unter der Karosserie wird höchster Aufwand getrieben. Legendär im 500 K ist der Kompressormotor M 29. Er leistet 74 kW (100 PS) und mit zugeschaltetem Kompressor 118 kW (160 PS). Das vor dem Vergaser angeordnete zweiflügelige Roots-Gebläse wird aktiviert, indem das Gaspedal über die Vollgasstellung hinaus über einen Druckpunkt bewegt wird (Kickdown-Effekt). Es folgt das markante Aufheulen des Kompressors und die sofort spürbare Leistungssteigerung. Verbrauch? Wer sich einen 500 K leisten kann, denkt darüber nicht nach.

Cockpit des Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster

Cockpit des Mercedes-Benz 500 K Spezial-Roadster Zoom

Das nach damaligen Maßstäben moderne Fahrwerk des 500 K, übernommen vom Mercedes-Benz 380 (W 22), trägt der Motorleistung Rechnung. Mit Trapezlenker-Vorderachse und hinterer Pendelachse ist die durch Patente geschützte Daimler-Benz Konstruktion nicht nur fortschrittlich, sondern entwickelt sich schnell zum Allgemeingut des Automobilbaus, das bis heute Gültigkeit hat und weltweite Verwendung findet. Die Hinterachskonstruktion ermöglicht hohe Geschwindigkeiten bei ausgeprägter Fahrsicherheit.

Der 500 K lädt zum Schwelgen in den Details ein. Wofür mag wohl die Trittstufe am hinteren Kotflügel dienen? Überraschung - der Spezial-Roadster ist kein Zweisitzer. Die Klappe hinter dem Interieur öffnet eine weitere Sitzbank, landläufig "Schwiegermuttersitz" genannt. Die Trittstufe erleichtert den Einstieg.

Schon in den 1930er-Jahren ist der 500 K rar. In allen Karosserievarianten entstehen von 1934 bis 1936 nur 342 Stück. Danach folgt nahtlos der 540 K mit hubraumgrößerem Motor. Heute sind beide Ausführungen der Baureihe W 29 auf Auktionen Höchstpreisgaranten. Gelegentlich wird sogar die 10-Millionen-Grenze geknackt.

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Insbesondere der Spezial-Roadster ist so begehrt, dass Karosseriewerkstätten ab den 1950er-Jahren Limousinen oder Cabriolets zu Spezial-Roadstern umbauen und sich eine Wertsteigerung erhoffen. Höchste Preise erzielen freilich nur originale Fahrzeuge aus Sindelfingen. Die Experten bei Mercedes-Benz Classic können die Authentizität zweifelsfrei feststellen.

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