• 28.08.2023 11:17

  • von Roland Hildebrandt

Seat Ibiza II (1993-2002): Kennen Sie den noch?

Vor 30 Jahren startete die zweite Generation des Seat Ibiza: Erstmals wurde ein Ibiza komplett mit VW-Hilfe entwickelt - Wir blicken zurück

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers.

Titel-Bild zur News: Seat Ibiza II (1993-2002)

Seat Ibiza II (1993-2002) Zoom

In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Vor 30 Jahren war die Welt bei Seat noch in Ordnung: Unter VW-Regie entstanden neue Modelle wie der Toledo, die dank günstiger Preise viele neue Freunde fanden. Zwar gehörte 1993 auch schon Skoda zum Wolfsburger Imperium, doch die Tschechen sollten erst einige Jahre später mit Octavia und Fabia der Marke Seat auf den Pelz rücken.

Desing von Giorgio Giugiaro

Bereits über ein Jahr vor dem neuen VW Polo, mit dem er sich die Plattform und Technik teilte, debütierte der zweite Seat Ibiza. Die internen Bezeichnungen zeigten das recht gut an: 6K der Ibiza, 6N der Polo. Erstmals entstand ein Ibiza komplett unter VW-Regie, wie bereits beim Vorgänger kümmerte sich Italdesign im Giorgio Giugiaro um das Design.

Signore G. hatte bereits im September 1990 das Seat Proto C Concept gestaltet, dass mit 3,91 Meter Länge gut zehn Zentimeter größer war als der spätere Ibiza II. Tatsächlich erhielt die zweite Ibiza-Generation ähnlich hoch angeordnete Rückleuchten. Schon 1988 hatte Giugiaro die Arbeit am Ibiza II aufgenommen, "ein Automobil von besonders edler und sauberer Linienführung", wie Quellen später schrieben. Detail am Rande: Ebenfalls 1988 arbeitete Italdesign mit 60 Prozent seiner Kapazität für Seat.


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Auch aus Kostengründen war der Ibiza II aber kein VW Polo 6N im anderen Kleid. So wurden beim Ibiza die Vorderachse und die Motoraufhängung vom Golf III übernommen und damit zum großen Teil andere Motoren verwendet. Etwa beim Ibiza Cupra (der erste Cupra bei Seat!) der 2.0 16V mit 150 PS aus dem Golf III GTI 16V, oder auch die Dieselmotoren mit dem 64 PS starken SDI-Motor, den TDI-Motoren mit 90 und später 110 PS. Dieser Motor verhalf dem Ibiza zu guten Verkaufszahlen im wachsenden Dieselsegment.

Auch in der Rallye-WM erfolgreich

Die beliebtesten Aggregate waren aber die einfachen Basis-Benziner: Zunächst 45 PS aus 1,05 Liter Hubraum, ab 1996 ein 1.0 mit 50 PS (bekannt aus Seat Arona und VW Lupo). Darüber rangierten 55, später 60 PS und 75 PS. 1997 folgte der 1.4 mit 100 PS. Stärkster Motor zum Marktstart war ab Ende 1993 ein 1800er mit 129 PS.

Der ADAC zeigte sich vom Ibiza anno 1995 angetan: Er sei "ein rundum gut gemachtes Fahrzeug mit unverwechselbar niedersächsischem Stallgeruch", hieß es. Allerdings sei das 129-PS-Aggregat im GT 1.8i 16V "angestrengt kehlig und laut". Etwas ungehobelt sei auch das Fahrwerk des knapp 32.000 DM teuren Wagens. Das Basismodell gab es zeitgleich übrigens für gut 17.000 Mark.

Rallye-Version des Seat Ibiza

Rallye-Version des Seat Ibiza Zoom

Recht bekannt wurde der Seat Ibiza II als Rallyeauto: 1995 fuhr der Ibiza 1.8 Gruppe A vielversprechende Ergebnisse bei der World Rallye Championship ein. Es folgte das Ibiza Kit Car mit 250 PS aus 2,0 Liter Hubraum. Das Seat Sport Team nahm an acht Events teil und konnte nach einem Sieg in Portugal und sechs Podiumsplätzen den Gesamtsieg in der 2.0-Liter-Wertungsklasse feiern. Es war der erste Weltmeistertitel für eine spanische Marke und ein Meilenstein für den spanischen Motorsport.

Die Ambitionen des Projektes endeten jedoch nicht auf der Rennstrecke. Zeitgleich zur Entwicklung des Ibiza Kit Cars arbeitete man an dessen Zwillingsbruder, der Straßenversion. Hierbei handelte es sich um den schon erwähnten Seat Ibiza Cupra mit 150 PS. Im Zuge des Ibiza-Facelifts im Jahr 1999 wechselte der Cupra auf einen 1,8-Liter-Turbo, der es später im Cupra R auf bis zu 180 PS brachte und den Kleinwagen in 7,2 Sekunden auf 100 km/h beschleunigte.

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Doch ein Ibiza II Cupra ist inzwischen ebenso selten wie die zweite Ibiza-Generation allgemein. Speziell frühe Modelle sind schwieriger zu finden als ein Ibiza I. Und das, obwohl Seat vom zweiten Ibiza zwischen 1993 und 2002 über 1,5 Millionen Fahrzeuge baute. Oh, fast hättten wir es vergessen: Auf dem Ibiza 6K basierten auch der Cordoba mit Stufenheck (495 Liter Kofferraum, auch als VW Polo Classic verkauft) und der Kombi Cordoba Vario (alias VW Polo Variant). Viel Spaß bei der Suche.

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