• 19.05.2023 10:59

  • von Roland Hildebrandt

VW Golf GTI (1979) im Fahrbericht: Magische drei Buchstaben

Längst ist das Kürzel GTI ein Mythos beim Golf. Wir blicken zurück auf die Anfänge und haben die erste Generation bewegt

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Weltweit bis heute mehr als zwei Millionen Exemplare. Über Jahrzehnte Gegenstand eines riesigen Fan-Treffens. Begründer des modernen "Hot Hatch". Und schließlich drei Buchstaben, die jedes Kind kennt. Der VW Golf GTI ist fraglos DIE Golf-Legende schlechthin.

Titel-Bild zur News: VW Golf GTI (1979)

VW Golf GTI (1979) Zoom

Im Rahmen eines Design-Events des "German Car of Year" (GCOTY) konnte ich einen VW Golf I GTI aus dem Jahr 1979 fahren. Ist der Mythos berechtigt? Oder wurde hier eine Legende gestrickt? Von außen jedenfalls gibt sich der Ur-GTI dezent. Die schmalen schwarzen Stoßstangen und die kleinen Rückleuchten weisen ihn als Fahrzeug vor dem großen Facelift vom August 1980 aus.

Ansonsten: Ein roter Streifen um den Grill, natürlich das GTI-Logo, ein Frontspoiler, schwarz gerahmte Heckscheibe und betonte Radhäuser. Das wars und macht bis heute den Reiz des Golf GTI aus. 110 PS waren in den Siebzigern eine echte Ansage von Volkswagen, 182 km/h Spitze ebenso. Mir fällt auf, wie klein der Golf I ist: Nur 3,72 Meter sind heute ungefähr das Niveau eines Hyundai i10.

Aber selbst er ist nicht so übersichtlich wie der kastige Golf mit seinen großen Fensterflächen. Der rechte Außenspiegel fehlt? Kein Problem, ein kurzer Schulterblick verrät alles. Und obwohl dieses Auto das damalige Topmodell darstellte, ist die Bedienung simpel. Die typischen Sitze mit Schottenkaro und der Golfball-Schaltknauf sind natürlich mit an Bord.

Blicken wir zurück: Als der Golf GTI auf der IAA 1975 in Frankfurt der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde und ein Jahr später auf den Markt kam, war das eine Sensation. Verhältnismäßig kurz nach der ersten Ölkrise so ein kräftiger Motor in einem kompakten Auto! Ein halbes Dutzend Gleichgesinnter, darunter der damalige Volkswagen-Pressechef Anton Konrad, hatte 1974 bei Volkswagen den geheimen Plan gefasst, einen "Sport-Golf" zu entwickeln.

Anton Konrad: "Wir strebten einen sportlichen Serien-Volkswagen mit Understatement an, gebaut in einer Auflage von 5.000 Stück, mit dem man sowohl zum Einkaufen als auch auf der Rennstrecke fahren konnte." Der Vertrieb war vor der Präsentation auf der IAA 1975 kritisch: "Von diesem GTI verkaufen Sie keine 500 Stück!" Aus den geplanten 5.000 Exemplaren werden 461.690 Golf I GTI - gekrönt von der Sonderedition des 112 PS starken "Pirelli-GTI".


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Stardesigner Giorgetto Giugiaro hatte in Turin das Blechkleid des Golf I geschaffen, der damalige Chefdesigner Herbert Schäfer installierte in Wolfsburg den legendären roten GTI-Zierstreifen. Giugiaro sollte später einen exklusiven Golf I GTI mit fünf Türen bekommen.

Die erste Frau im Volkswagen Design - Gunhild Liljequist - erfand das ikonische Karomuster. Inspiriert wurde sie auf einer Reise nach Großbritannien in London. Schwarz war sportlich, aber sie suchte eine zweite Farbe, die kraftvoll und hochwertig wirkte - und entschied sich für Rot. Auch der Schaltknauf in Form eines Golfballs für das 4-Gang-Getriebe war ihre Idee.

Jetzt aber Schlüssel umdrehen und los! Der drehfreudiger 1,6-Liter-Einspritzer (ab 1982 ein 1,8-Liter-Einspritzer) klingt jedem früheren VW-Kind vertraut im Ohr. Kein Wunder, ist er doch quasi Chef der eigentlich braven EA-827-Motorenfamilie, die noch bis in die 2000er-Jahre zum Einsatz kam.

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Bei offenem Fenster fahre ich kurz rückwärts: Genau der gleiche Sound wie bei Vatterns Passat! Aber der hatte keine bequemen Sportsitze und war etwas großzügiger geschnitten als der doch recht schmale Golf. Lenkung? Direkt. Fahrwerk? Nicht weich, aber auch nicht bretthart.

Auf kurzem Weg rasten die vier Gänge ein, das maximale Drehmoment von 137 Nm steht bei 5.000 U/min bereit. Also ruhig Gas geben und hochdrehen! Dann gleitet die Tachonadel des nur 810 Kilogramm schweren Golf GTI in nur 9,2 Sekunden auf Tempo 100. Ein zeitloser Spaß und der Beweis: Gewicht ist König.

Okay, in heutigen Turbo-Zeiten sind manche Kleinwagen schneller. Aber der handliche Einser-GTI kann immer noch gut mithalten. Zur besseren Einordnung: Ein zeitgenössischer BMW 528i war eine Zehntelsekunde langsamer. Aber weitaus teurer als der GTI mit seinen 16.140 DM. Und heute? Erstmal einen originalen frühen GTI finden. Im guten Zustand können mittlerweile schon gut und gerne 20.000 Euro fällig werden.

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