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  • 04.05.2017 14:17

Rallye-Leiter: "Rallye Deutschland wird spektakulärer denn je"

Rallye-Leiter Friedhelm Kissel berichtet im Interview über den Planungsstand der Rallye Deutschland und die Veränderungen beim deutschen WRC-Lauf

(Motorsport-Total.com) - Wenn die besten Rallye-Piloten der Welt Ende August zur Rallye Deutschland ins Saarland kommen, werden sie eine Vielzahl neuer Herausforderungen zu meistern haben. Doch nicht für Sebastien Ogier und die anderen WRC-Stars ist der deutsche Lauf zur Rallye-WM in diesem Jahr eine besonders anspruchsvolle Aufgabe - auch das Organisationsteam rund um den neuen Rallye-Leiter Friedhelm Kissel ist bei den Vorbereitungen im Dauereinsatz. Im Interview spricht er über die Highlights der diesjährigen Rallye, die besonderen Herausforderungen in der Planung und die Unterschiede zu seiner ersten Amtszeit, als der Lauf noch zur Rallye-EM zählte.

Titel-Bild zur News: Sebastien Ogier, Julien Ingrassia

Die Rallye Deutschland zieht 2017 von Trier ins Saarland um Zoom

Frage: "Herr Kissel, wie laufen die Vorbereitungen?"
Friedhelm Kissel: "Hervorragend. Trotz der vielen Neuerungen, sind wir in allen Bereichen im Zeitplan. Das liegt vor allem daran, dass die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten - vor allem mit den Sportwarten aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz, aber auch mit den Kollegen aus ganz Deutschland und der ADAC-Zentrale in München - sehr gut funktioniert. Die Rallye Deutschland ist ja eine große Gemeinschaftsaufgabe, zu der alle 18 Regionalclubs des ADAC einen wichtigen Beitrag leisten. Es freut mich sehr, dass alle an einem Strang ziehen."

Frage: "Die Rallye Deutschland zieht 2017 in das Saarland um. Welche besonderen Herausforderungen sind damit für Sie und Ihr Planungsteam verbunden?"
Kissel: "Unser Anspruch ist es, die Rallye Deutschland Jahr für Jahr weiterzuentwickeln. Mit dem Umzug ins Saarland werden wir das gleich auf mehreren Ebenen umsetzen. Zunächst einmal werden wir eine kompaktere Veranstaltung erleben - eine Rallye mit kürzeren Wegen und Verbindungsetappen."

"Hinzu kommen zahlreiche neue Schauplätze - vom neuen Rallye-Headquarter über den neuen Servicepark und die neuen Wertungsprüfungen bis hin zur Innenstadt von Saarbrücken, wo wir erstmals starten werden. Natürlich erhöht das im ersten Schritt den Planungsaufwand. Auf der anderen Seite sind durch den kompakteren Streckenplan für uns auch so manche Wege in der Planung etwas kürzer."

Frage: "Was sind aus Ihrer Sicht die spannendsten neuen Highlights 2017?"
Kissel: "Wir haben viel vor, um die Besucher vor Ort mit einem möglichst intensiven Rallye-Erlebnis zu begeistern. Los geht es am Donnerstag mit dem neuen Start in Saarbrücken. Hier kann man die WRC-Stars bei einer Autogrammstunde hautnah erleben und am gleichen Abend noch in Action bewundern: Von der Bühne weg wird gleich eine Zuschauerprüfung gefahren - ein gezeiteter Prolog über die Brücke der Stadtautobahn direkt neben dem Staatstheater."

Friedhelm Kissel

Friedhelm Kissel ist der neue Rallye-Leiter der Rallye Deutschland Zoom

"Am Freitag gibt es als neues Highlight für die Fans eine weitere Zuschauerprüfung Wadern-Weiskirchen - ein schneller Rundkurs, der optimale Zuschauerbedingungen bietet. Am Samstag haben wir auf der Panzerplatte einige tolle Fan-Aktionen geplant, zu denen ich aber derzeit noch nichts verraten möchte. Und am Sonntag ist das Ziel der Powerstage direkt am Servicepark mit anschließender Siegerehrung ein Höhepunkt. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal im WM-Kalender."

Malerisch gelegener Servicepark am Bostalsee

Frage: "Was versprechen Sie sich vom neuen Servicepark?"
Kissel: "Das neue Servicepark-Gelände befindet sich direkt am Bostalsee und bietet ein tolles Ambiente. Das Areal ist sehr naturnah und hat an sich schon einen sehr hohen Freizeit- und Erholungswert. Während der Rallye werden die Fans dort eine richtige Open-Air-Festival-Atmosphäre erleben. Vor allem am Sonntag wird es hoch hergehen, wenn die abschließende Powerstage direkt am Servicepark endet und wir gleich vor Ort die offizielle Siegerehrung der Rallye Deutschland vornehmen werden. Das ist nicht nur großartig für die Fans, sondern auch für die Mechaniker und alle anderen Teammitglieder, die sofort mitfeiern können."

Frage: "Verändert sich durch die Neuerungen der Charakter der Rallye Deutschland?
Kissel: "Nein. Es ist uns ganz wichtig, das bewährte Strecken-Portfolio der Rallye Deutschland beizubehalten. Das heißt, wir haben weiterhin den für die Veranstaltung typischen Mix aus engen Prüfungen in den Weinbergen, harten Pisten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder und schnellen Asphalt-Straßen. Gerade von der letztgenannten Kategorie werden wir dieses Jahr im Saarland einige spannende Neuzugänge erleben. Die neue Rallye Deutschland wird dadurch spektakulärer denn je. Grundsätzlich arbeiten wir aber auch in Zukunft immer mit diesen drei Schwerpunkten und werden die Rallye aus diesem Portfolio heraus weiterentwickeln."

Frage: "Was hat sich im Vergleich zu Ihrer ersten Amtszeit als Leiter der Deutschland-Rallye von 1993 bis 2002 verändert? Und inwieweit hat sich der Rallyesport an sich weiterentwickelt?"
Kissel: "Im Vergleich zu früher hat sich sehr viel zum Positiven verändert. Die Rallye Deutschland hatte damals "nur" europäische Relevanz. Heute spielt sie in einer anderen Liga und hat sich innerhalb der Rallye-WM voll etabliert. Mehr noch: Wir zählen seit Jahren zu den Top-Events im Kalender der WRC. Das ist großartig!"

"Auch in sportlicher Hinsicht hat sich viel getan. Was mich besonders freut, ist die hohe Leistungsdichte an der Spitze, die wir 2017 erleben: In den fünf bisher absolvierten WM-Läufen, gab es vier unterschiedliche Sieger. Das macht die Weltmeisterschaft extrem spannend. Letztlich erhöht es auch die Attraktivität der Rallye Deutschland, wenn Ende August noch nicht der Weltmeister feststeht."

Frage: "Wie sehen die Pläne der Rallye Deutschland für die Zukunft aus? Gibt es weitere Neuerungen, die Sie schon im Kopf haben?"
Kissel: "Die Entwicklung der Rallye Deutschland geht immer weiter. Mehr Zuschauerfreundlichkeit und maximale Sicherheit bilden dabei unsere obersten Ziele. Wie jedes Jahr werden wir uns nach der Rallye noch einmal alle neuen Elemente genau anschauen und analysieren: Was kam gut an? Wurden die Erwartungen erfüllt? Wo gibt es möglicherweise noch Verbesserungsbedarf? Aus diesen Erkenntnissen formen sich neue Ideen."

"Manche kann man vielleicht schon im Jahr darauf umsetzen, für andere müssen erst die Rahmenbedingungen passen. Die Powerstage mit Ziel am Servicepark ist hierfür ein gutes Beispiel: Diese Idee lässt sich erst jetzt am Bostalsee wirklich gut umsetzen. Mit solchen Innovationen wollen wir die Veranstaltung nicht neu erfinden, wir wollen ihr Profil schärfen. Vielfalt, Abwechslung und hoher sportlicher Anspruch werden auch in Zukunft die Markenzeichen der Rallye Deutschland sein."

Frage: "Was hat Sie dazu bewogen, noch einmal als Leiter der Rallye Deutschland die Verantwortung zu übernehmen?"
Kissel: "Mich hat einfach die Aufgabe enorm gereizt. Die Rallye Deutschland ist heute ein Sportevent mit einem weltweit einzigartigen Renommee. Und durch den Wechsel ins Saarland ergeben sich viele Möglichkeiten, die Weiterentwicklung der Veranstaltung aktiv mitzugestalten. Als ich die Aufgabe angenommen habe, wusste ich natürlich auch, dass hinter mir ein starkes und erfahrenes Team steht. Das hat mir die Entscheidung erleichtert."