• 14.03.2007 12:11

"Der Hauptdarsteller ist nicht mehr dabei"

Mario Theissen und Norbert Haug über die Formel 1 ohne Michael Schumacher und Spekulationen über die Zukunft des Deutschen

(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Es wird nach 15 Jahren das erste Jahr sein ohne Michael Schumacher. Ist das eine Zäsur für die Formel 1, wird sich grundlegend etwas ändern?"
Mario Theissen: "Man wird ihn in den ersten Monaten, in den ersten Rennen, vermissen. Der Charakterdarsteller Nummer eins, der Hauptdarsteller, ist einfach nicht dabei."

Titel-Bild zur News: Mario Theissen und Norbert Haug

Theissen und Haug haben die gemeinsame Zeit mit "Schumi" genossen

"Aber ich glaube, dieses Gefühl wird sich sehr schnell legen. Erstens hat es das immer schon gegeben, dass große Stars aufgehört haben. Und zweitens drängen eine Menge junger Talente nach, die vielleicht im Moment noch nicht so gesehen werden, die aber sehr schnell auch zu Charakterdarstellern werden können."#w1#

"Ich glaube, das Interesse wird sich sehr schnell auch darauf fokussieren. Wer von denen setzt sich durch, etabliert sich und kann mal ein Großer werden?"

Norbert Haug: "Auch wenn fünf oder sechs Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen, ist das immer noch ein Rekordwert."

Frage: "Wird sich durch Michael Schumachers Abschied zwar in Deutschland, aber weniger auf dem internationalen Markt in der Formel 1 etwas ändern?"
Haug: "Viel wird auch davon abhängen, welche Rolle die deutschen Fahrer sowie BMW und Mercedes-Benz spielen und wie erfolgreich sie sein werden."
Theissen: "Michael hat natürlich auch international die höchste Aufmerksamkeit erzielt. Es gilt allgemein, dass er zunächst einmal eine Lücke hinterlässt. Aber natürlich wird sich in anderen Ländern noch schneller das Interesse auf andere Fahrer verlegen."

Frage: "Wie wichtig ist es denn überhaupt, einen deutschen Fahrer in einem deutschen Auto zu haben?"
Haug: "Wenn die Silberpfeile gewinnen, setzt das einen jeweils ganz deutlichen Akzent. Das war schon vor Jahren mit Mika Häkkinen und zuletzt mit Kimi Räikkönen so, mit Fernando Alonso und Lewis Hamilton wird das nicht anders sein. Wir haben jede Menge Unterstützung."
Theissen: "Es spielt auf jeden Fall eine Rolle im deutschsprachigen Raum. Aber es kann kein Grund für eine Fahrerentscheidung sein."

Frage: "Was denken Sie, wie lange es dauert, bis ein neuer Schumacher aufgebaut werden kann?"
Theissen: "Das kann endlos dauern. Es ist einzigartig gewesen, was der Michael geschafft hat. Ich glaube, man tut keinem einen Gefallen, ihn mit Schumacher zu vergleichen, schon gar keinem Nachwuchsfahrer."

Frage: "Glauben Sie, dass Michael Schumacher wirklich nicht zurückkehrt?"
Haug: "Das ist spekulativ. Ich hätte mir Ende 2001 auch niemals vorstellen können, dass beispielsweise Mika Häkkinen irgendwann mal in der DTM fährt. Und Mika war froh, dass er zurückgekehrt ist. Das gleiche Muster auf Schumacher zu übertragen, ist mir einfach nicht möglich. Ich fände das zwar toll, doch erstmal sollte respektiert werden, dass er aufgehört hat. Und wenn er dann Lust haben sollte, gäbe es wohl keine bessere Idee, als mit einem Fiat- oder Alfa-Romeo-Team in die DTM einzusteigen."
Theissen: "Ich glaube wirklich nicht, dass er zurückkehrt."

Frage: "War Schumacher für BMW oder Mercedes mal ein Thema oder könnte er es in absehbarer Zeit noch werden?"
Haug: "Dass Schumacher in der DTM für Mercedes fahren könnte, ist derzeit nicht vorstellbar. Darüber ist auch nicht nur eine einzige Silbe gesprochen worden."
Theissen: "Das war nie ein ernsthaftes Thema, es gab keine Gespräche darüber."

Frage: "Können Sie sich vorstellen, dass Schumacher bei einem deutschen Rennstall künftig eingebunden wird?"
Haug: "Ich glaube, es ist nicht angebracht, wenn ständig Entscheidungen kommentiert werden, die andere für sich getroffen haben. Ich habe eine tolle Zeit mit Michael erlebt, wir haben eine gute Verbindung, die wird aufrecht erhalten - und das ist es."
Theissen: "Auch das glaube ich nicht, weil er an Ferrari gebunden ist. Das war einfach ein logischer Schritt."

Frage: "Vermissen Sie Michael Schumacher?"
Haug: "Ich vermisse ihn als sportlichen Rivalen, aber ich stehe deshalb morgens nicht traurig auf. Michael war fünfzehn Jahre dabei und hat gewonnen, was es nur zu gewinnen gab. Er hat in dieser Zeit sieben WM-Titel geholt, es hätten aber auch zehn sein können, wenn man weiß, wie knapp er einige Male daran vorbeigeschrammt ist. Wir haben uns großartige Kämpfe geliefert, und dafür ist uns das Publikum dankbar."