IndyCar Birmingham: Penske gibt die Antwort - McLaughlin siegt vor Power!

Penske beendet eine überaus turbulente Woche für das Team und die gesamte IndyCar-Serie mit Doppelerfolg von Scott McLaughlin und Will Power

(Motorsport-Total.com) - Endlich ist es wieder Racing, was die Schlagzeilen in der IndyCar-Serie bestimmt! Nach einer überaus turbulenten Woche im Zuge der doppelten Penske-Disqualifikation vom Saisonauftakt in St. Petersburg, der emotionalen Pressekonferenz von Josef Newgarden, gefolgt von Reaktionen aus den Lagern von Andretti und McLaren, die nicht weniger fragwürdig erscheinen als die ganze Penske-Story, stand am Sonntag endlich wieder das sportliche Geschehen im Mittelpunkt.

Titel-Bild zur News: Scott McLaughlin

Erlösender erster Saisonsieg für Scott McLaughlin (Penske-Chevrolet) Zoom

Ausgetragen wurde das dritte Punkterennen der IndyCar-Saison 2024 auf der traumhaften Naturrennstrecke Barber Motorsports Park bei Birmingham im US-Bundesstaat Alabama. Den Sieg holte sich nach souveräner Vorstellung Scott McLaughlin und damit einer der beiden Penske-Piloten, deren Top-3-Ergebnis vom Saisonauftakt in St. Petersburg gestrichen wurde.

Zweiter im Barber Motorsports Park wurde McLaughlins Teamkollege Will Power. Josef Newgarden im dritten Penske-Chevrolet belegte zwar nur P16, aber der Renntag war trotzdem Balsam auf die Wunden, die das Penske-Team an den Tagen zuvor erlitten hatte. (Fotos: IndyCar im Barber Motorsports Park)

"Wir wussten, was wir zu tun hatten. Ein paar Gelbphasen fielen heute nicht so wie wir das gebraucht hätten, aber wir hatten die Pace. Das war sicherlich eines meiner besten Rennen. Toll, diesen Sieg für das Team Penske eingefahren zu haben", so die ersten Worte von Scott McLaughlin nach seinem ersten Saisonsieg.

Mit diesem ersten Saisonsieg hat McLaughlin nicht nur seinen Vorjahressieg wiederholt. In der IndyCar-Gesamtwertung 2024 ist der Neuseeländer damit vom letzten Platz (Disqualifikation in St. Petersburg und Getriebeschaden in Long Beach) nun auf den neunten Platz vorgerückt. McLaughlins Motto: "Let's go!" (Ergebnis: IndyCar im Barber Motorsports Park)

Im ersten Freien Training am Freitag markierte direkt Penske-Pilot Josef Newgarden die Bestzeit - wenige Stunden nach seiner emotionalen Pressekonferenz. Im Qualifying am Samstag waren dann seine Teamkollegen am Zug. Scott McLaughlin fuhr zunächst in seiner Gruppe des Q1-Segments die Bestzeit.

Und nach P2 und P3 für Will Power und McLaughlin im zwölfköpfigen Q2-Segment war es im sechsköpfigen Q3-Segment wieder McLaughlin, der sich entschlossen durchsetzte. Mit knappem Vorsprung auf Power gelang es dem Barber-Vorjahressieger, erstmals in dieser Saison eine Pole zu erobern.

Polesetter Scott McLaughlin führt vom Start weg

Beim Start des 90-Runden-Rennens am Sonntag bog Scott McLaughlin als souveräner Spitzenreiter in die erste Kurve ein. Ganz am Ende des Feldes gab es eine Kollision mit mehreren Autos, die für Jack Harvey (Coyne-Honda) und Sting Ray Robb (Foyt-Chevrolet) in Drehern endete. Eine Gelbphase wurde deshalb aber nicht ausgerufen.

Am Ende der ersten Runde führte McLaughlin vor Penske-Teamkollege Will Power, Christian Lundgaard (Rahal-Honda), Patricio O'Ward (McLaren-Chevrolet) und Felix Rosenqvist (Shank-Honda). Josef Newgarden, der im dritten Penske-Chevrolet von P8 gestartet war, kam als Neunter aus der ersten Runde zurück.

Den nächsten Zwischenfall gab es direkt in der zweiten Runde, als sich McLaren-Pilot O'Ward, der nachträglich den St.-Petersburg-Sieg zugesprochen bekommen hat, vertat. Hinter Lundgaard verbremste sich der Mexikaner vor Kurve 5 kolossal und legte einen Dreher hin. Auch in diesem Fall lief das Rennen unter Grün weiter. Die erste von letztlich vier Gelbphasen ließ aber nicht lange auf sich warten. Und wieder war O'Ward beteiligt.

Eine Kollision in Kurve 11 der fünften Runde zwischen dem McLaren-Piloten und Pietro Fittipaldi (Rahal-Honda) endete für Fittipaldi mit einem Abflug in die Reifenstapel, für O'Ward mit einer Durchfahrtsstrafe. Letzten Endes wurde es für den McLaren-Piloten am Sonntag nach einem weiteren Zwischenfall (letzte Runde) nicht mehr als Platz 22 im Endergebnis.

Nicht viel besser lief es für Scott Dixon (Ganassi-Honda). Der dank der Disqualifikation von Josef Newgarden vom Rennen in St. Petersburg als Tabellenführer in den Barber Motorsports Park gekommene Dixon legte vor Kurve 5 einen ganz ähnlichen Dreher hin wie wenige Runden zuvor Patricio O'Ward. Im Falle von Dixon gab es eine leichte Berührung mit Graham Rahal (Rahal-Honda). Für Dixon wurde es nach 90 Runden der 15. Platz im Endergebnis.

Spitzenreiter Scott McLaughlin kam in der 28. Runde zum ersten Boxenstopp unter Grün. Die Führung ging kurzzeitig an Alex Palou (Ganassi-Honda), an Felix Rosenqvist und an den auf abweichender Strategie fahrenden Santino Ferrucci (Foyt-Chevrolet) über. Nachdem der Boxenstopp-Durchgang absolviert war, war die Führung für McLaughlin wiederhergestellt. Mit Lundgaard und Power hinter ihm ging es in den zweiten Stint.

Zwei Gelbphasen bei Rennmitte - Unterschiedliche Strategien

Die zweite Gelbphase kam genau bei Halbzeit des 90-Runden-Rennens. Grund war ein McLaren-Chevrolet mit nur drei Rädern, nämlich der von Alexander Rossi. Das linke Hinterrad wurde beim zweiten routinemäßigen Boxenstopp nicht richtig festgezogen. So strandete Rossi mit seinem "Dreirad" kurz nach der Boxenausfahrt.

In der zweiten Gelbphase kamen die Top 3 - Scott McLaughlin, Christian Lundgaard, Will Power - und andere zum zweiten Boxenstopp. Andere hingegen - allen voran Alex Palou, Felix Rosenqvist und Marcus Armstrong (Ganassi-Honda) - blieben draußen. Damit war klar, dass McLaughlin und Co. auf drei Boxenstopps setzten, während es Palou und Co. mit zwei Stopps über die Distanz schaffen wollten.

So führte beim zweiten Restart Alex Palou vor Felix Rosenqvist das Rennen an, während sich der anfängliche Spitzenreiter Scott McLaughlin nach seinem Boxenstopp außerhalb der Top 15 wiederfand und sich durch das Feld kämpfen musste. Gleiches galt für Will Power und Christian Lundgaard.

Nur zehn Runden nach der von Alexander Rossis "Dreirad" ausgelösten Gelbphase gab es die nächste. In diesem Fall war ein Crash von Sting Ray Robb in Kurve 1 der Grund. Als mögliche Ursache nannte der Neuzugang im Team von A.J. Foyt über Funk sein Lenkrad. Im TV-Interview wenig später mit NBC bestätigte Robb, der unverletzt geblieben ist, diese Vermutung: "Ich habe eingelenkt, aber nichts ist passiert. Das Lenkrad hatte sich gelöst."

Diese dritte Gelbphase wurde nun von Alex Palou, Felix Rosenqvist und Co. genutzt, um ihren zweiten Boxenstopp einzulegen. Allerdings war das Timing nicht ganz perfekt, denn die 60. Runde als Zwei-Drittel-Marke im Rennen war noch nicht erreicht.

Beim dritten Restart war es der seit einem ganz frühen ersten Boxenstopp auf abweichender Strategie fahrende Santino Ferrucci, der das Feld anführte. An zweiter Stelle fuhr Ganassi-Rookie Linus Lundqvist auf derselben Strategie wie Ferrucci.

Dritter aber war schon wieder Scott McLaughlin, der die dritte Gelbphase planmäßig nicht zum Boxenstopp nutzte. Hingegen lag Alex Palou zu diesem Zeitpunkt außerhalb der Top 10, aber nicht außerhalb der Top 15 wie McLaughlin beim vorherigen Restart.

Nachdem Ferrucci und Lundqvist den letzten Boxenstopp ihrer eigenen Dreistoppstrategie unter Grün einlegen mussten, führte McLaughlin das Feld abermals an. Das Entscheidende für die Siegesaussichten des Penske-Piloten war aber der Vorsprung auf Alex Palou, der inzwischen wieder an siebter Stelle fuhr. 20 Runden vor Schluss war der Vorsprung von McLaughlin nicht groß genug, um nach seinem noch anstehenden dritten Boxenstopp vor Palou auf die Strecke zurückzukommen.

Schlussoffensive bringt McLaughlin den ersten Saisonsieg

Aber: Mit einer Serie schnellster Rennrunden in freier Fahrt vor dem Feld vergrößerte McLaughlin sein Polster auf Palou. Keine fünf Runden später kam McLaughlin genau wie seine direkten Verfolger Will Power und Christian Lundgaard unter Grün an die Box. Wie sich herausstellte, war das auf Palou herausgefahrene Polster groß genug. McLaughlin führte das Feld auch nach seinem letzten Boxenstopp weiterhin an. Power war Zweiter, Palou als erster Fahrer auf der Zweistoppstrategie war Dritter. 15 Runden waren noch zu fahren.

Dahinter setzte sich derweil Linus Lundqvist auf der komplett abweichenden Dreistoppstrategie in Szene. Ohne größere Probleme zog er an Felix Rosenqvist vorbei und ging damit als Vierter hinter McLaughlin, Power, Palou in die letzten gut zehn Runden des Rennens. Und Lundqvist war in dieser Phase der Schnellste. So kam es, dass auch Alex Palou seinem jungen Teamkollegen nichts entgegen zu setzen hatte.

Zehn Runden vor Schluss hatte McLaughlin knapp vier Sekunden Vorsprung auf Power, der wiederum knapp acht Sekunden vor Lundqvist lag. Die letzte der vier Gelbphasen gab es fünf Runden vor Schluss aufgrund eines Drehers von IndyCar-Rookie Christian Rasmussen (Carpenter-Chevrolet) mitten im Feld in Kurve 13.

Beim letzten Restart ließ Scott McLaughlin als Spitzenreiter nichts mehr anbrennen. Die letzten drei Runden absolvierte er genauso souverän wie die 87 davor. Das Ergebnis ist der erlösende erste Saisonsieg für den Penske-Piloten, gefolgt von Teamkollege Will Power auf P2. IndyCar-Rookie Linus Lundqvist brachte für Chip Ganassi Racing P3 und damit seinen ersten Podestplatz ins Ziel. Felix Rosenqvist wurde Vierter vor Titelverteidiger Alex Palou, der als Fünfter ins Ziel kam.


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Josef Newgarden hatte nach rund einem Drittel der Renndistanz eine leichte Kollision mit Marcus Armstrong in der Kurve 14 kurz vor Start/Ziel. Nach rund zwei Drittel der Distanz kam für den Penske-Piloten eine leichte Kollision mit Tom Blomqvist (Shank-Honda) in Kurve 5 hinzu. Am Ende wurde es für Newgarden nach der emotional wohl schwierigsten Woche seiner Karriere der 16. Platz.

Andretti-Pilot Colton Herta, einer derer, die in dieser Woche am heftigsten Kritik an Penske und insbesondere Josef Newgarden geübt hatten, kam in einem komplett farblosen Rennen als Achter ins Ziel. Damit aber hat er knapp die Tabellenführung übernommen.

Luca Ghiotto verpasst Top 20 beim IndyCar-Debüt knapp

Formel-2-Champion Theo Pourchaire, der am vergangenen Wochenende in Long Beach ein absolut überzeugendes IndyCar-Debüt gab, war auch im Barber Motorsports Park im Einsatz. Wieder vertrat der Franzose im #6 McLaren-Chevrolet den verletzten David Malukas. Diesmal wurde es für Pourchaire von P24 in der Startaufstellung kommend und nach einem Dreher in der letzten Runde der 23. Platz im Rennergebnis. Der Dreher war Folge eines (weiteren) misslungenen Überholversuchs von Patricio O'Ward.

Nach Pourchaire in Long Beach gab es auch im Barber Motorsports Park einen IndyCar-Debütanten. Es handelt sich um Luca Ghiotto, der sein erstes von mehreren geplanten Rennen im #51 Coyne-Honda bestritt. Der Italiener war in der Vergangenheit genau wie Pourchaire in der Formel 2 am Start. Zuletzt aber konzentrierte er sich auf Langstrecken-Rennen in der European Le Mans Series (ELMS).

Bei seinem IndyCar-Debüt überraschte Ghiotto im Qualifying am Samstag, als er im 27-köpfigen auf Anhieb den 21. Startplatz herausfuhr. Im Rennen kam Ghiotto nach einem Ausrutscher ins Kiesbett von Kurve 15 letztlich auch auf dem 21. Platz ins Ziel.

In der IndyCar-Gesamtwertung 2024 ist Colton Herta mit knappem Vorsprung von einem einzigen Punkt auf Will Power der neue Tabellenführer. Für Power war P2 am Sonntag der 100. Podestplatz seiner IndyCar-Karriere. Damit hat er mit Michael Andretti gleichgezogen.

Titelverteidiger Alex Palou ist Dritter, der vorherige Tabellenführer Scott Dixon ist Vierter. Die Top 4 liegen aktuell innerhalb von nur sieben Punkten. Scott McLaughlin, der mit seinem ersten Saisonsieg vom 29. auf den neunten Tabellenplatz gesprungen ist, fehlen aktuell 42 Punkte auf Herta.

Weiter geht es im IndyCar-Kalender 2024 am übernächsten Wochenende. Dann wird am Samstag (11. Mai) auf dem Rundkurs im Infield des Indianapolis Motor Speedway gefahren. Drei Tage später - am Dienstag, 14. Mai - beginnen auf dem Ovalkurs, der das Infield umschließt, die Trainings zum Indy 500.